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Von Ingo Schmitz

Höxteraner
Aspekte

Bittere Medizin, die hilft


»Medizin muss bitter schmecken, sonst hilft sie nicht!« Wer hat diesen Spruch nicht in seiner Kindheit gehört? Eine solch bittere Pille mussten in dieser Woche die Höxteraner schlucken. Verabreicht wurde sie von dem bayerischen Stadtmarketing-Experten Christian Klotz, der in kabarettistischer Manier dem Höxteraner Stadtbild einen äußerst kritischen Spiegel vorhielt.
Der Kaufmann und praktizierende Bergbauer zeigte ein völlig ungeschöntes Bild einer Stadt auf, die seiner Meinung nach in den vergangenen 20 Jahren den Anschluss an die Moderne verloren hat. In seiner scharfen Kritik packte der 61-jährige Bayer niemanden in Watte. Manche Einzelhändler mussten sich anhören, dass die »unmodernen Leuchtreklamen peinlich« seien, und den Denkmal-Behörden warf der Experte vor, dass sie den Tatendrang der Kaufleute unnötig ausbremsten. Die Betonbauten auf dem Marktplatz sind laut Klotz »grausig« und das Pflaster von Markt- und Stummrigestraße grenzt seiner Meinung nach an Körperverletzung.
Sicher, die Kritik des Redners war an vielen Stellen arg überzogen und manchem, der sich nach bestem Wissen und Können engagiert, wird das weh getan haben. Auch die Beispiele, wie man es besser machen kann, werden sich nicht 1:1 auf Höxter übertragen lassen. Aber darum ging es ja auch nicht!
Mit Absicht hat Klotz kein Blatt vor den Mund genommen, um durch seine krassen Beispiele die Zuhörer wach zu rütteln. Wer trotz reiflicher Überlegung mit der Kritik des Experten nicht umgehen kann, hat den Sinn der Veranstaltung nicht verstanden. Klotz und natürlich der Werbegemeinschaft als Veranstalter ging es darum, einen Impuls zu setzen. Dieses Vorhaben ist ihnen gelungen: Eine Arbeitsgruppe aus Kaufmannschaft, Verwaltung und Politik befasst sich zurzeit mit einem 42-Punkte-Plan, mit dem das Übel nach und nach, je nach Priorität, bei der Wurzel gepackt werden soll.
Klotz hat mit seiner Analyse erreicht, dass jetzt endlich wieder miteinander über Höxter geredet wird -Êund das ist gut so! Man darf gespannt sein, welchen Schlachtplan die Arbeitsgruppe in den nächsten Tagen vorlegen wird. Wie werden sich Stadt und Einzelhandel nach den warnenden Worten des Experten in Sachen Kaufland einigen? Kommt ein Konzept für eine bessere Vermarktung der Stadt auf den Tisch? Werden die Politessen, die auch am Freitag wieder in Höxter unterwegs waren, eine neue Aufgabe bekommen? Welche Gestaltungsvorschläge gibt es für den Marktplatz? Und: Dürfen demnächst die Laternen und Bänke in der Stadt bunt angemalt werden? Es gibt viel zu tun, packen wir es alle gemeinsam an!

Artikel vom 16.07.2005