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Hauskauf »gestemmt« - und
was ist mit den Nebenkosten?

Finanzierung sorgfältig planen - Polster ansparen

»Warum Miete zahlen, dieses Haus kostet Sie nur 800 Euro im Monat.« Mit solchen und anderen Summen werden Hauskäufer umworben. Und zusammen mit dem Exposé flattert auch gleich ein komplettes Finanzierungsmodell auf den Tisch.

»Solche Musterrechnungen basieren auf idealisierten Voraussetzungen«, erläutert Jürgen B. Schrader, Vorsitzender des Verbandes Privater Bauherren (VPB). »Sie nehmen keinerlei Rücksicht auf die individuellen Finanzverhältnisse und Möglichkeiten der einzelnen Immobilieninteressenten.«
Ein Haus bauen oder kaufen sollte aber nur, wer auch die Belastungen tragen kann. Dazu zählen neben dem eigentlichen Kaufpreis zahlreiche Nebenkosten und Gebühren, die vom Käufer oder Bauherrn getragen werden müssen.
Zu diesen Nebenkosten gehören unter anderem die Bearbeitungsgebühren für das Baudarlehen. Je nach Bank werden dafür bis zu ein Prozent der Darlehenssumme fällig. Auch der Notar, der den Haus- oder Grundstückskauf beurkundet, schickt dem Käufer eine Rechnung. Deren Höhe richtet sich nach dem Wert der Immobilie. Gebühren kostet auch die Eintragung der Grundpfandrechte beim Grundbuchamt: anderthalb Prozent der Darlehenssumme.
Wer neu baut, der bekommt von Vater Staat zwar unter Umständen Eigenheimzulage, aber er muss im Gegenzug auch Geld an die öffentlichen Kassen abführen. Dreieinhalb Prozent der Kaufsumme kassiert der Fiskus nämlich als Grunderwerbssteuer von jedem Bauherrn ein. Diese Grunderwerbssteuer wird auch beim Kauf gebrauchter Immobilien fällig. Wer selbst baut, der muss außerdem eine Bauherrenhaftpflichtversicherung abschließen, und auch die behördliche Baugenehmigung gibt es nicht umsonst. Sie kostet rund 0,2 Prozent der Bausumme. Hinzu kommen beim Neubau noch Vermessungs- und Erschließungskosten. All dies summiert sich zu mehreren tausend Euro.
Zwar müssen diese Positionen nur einmal bezahlt werden, dafür aber komplett gleich zu Baubeginn. Dies ist ohnehin eine schwierige Zeit, denn oft kommen weitere Ausgaben hinzu, wie etwa die Doppelbelastung durch Darlehensrückzahlung und Miete während der Bauzeit sowie die Umzugskosten. Das zwingt manchen Bauherrn finanziell recht schnell in die Knie. Deshalb, warnt der VPB-Vorsitzende, sei es wichtig, die Finanzierung sorgfältig zu planen und auch für die Nebenkosten ein entsprechendes Polster anzusparen.
Und selbst wer den Hauskauf »gestemmt« hat, ist noch nicht aus dem Schneider. Denn die Immobilie kostet auch in Zukunft weit mehr als »nur« Zinsen und Tilgung, nämlich Unterhalt. Zu den immer wiederkehrenden Kosten gehören nicht nur Gebühren, die die Gemeinde erhebt, Kosten für Strom oder Heizung, sondern auch alle Reparaturen am Haus.
Bei Eigentumswohnungen wird in der Regel über die Umlage auch eine Instandhaltungspauschale eingezogen und angespart. Private Hausbesitzer drücken sich gerne um diese Rücklage herum. Der VPB rät aber auch Privatleuten, regelmäßig kleinere Summen zurückzulegen. Denn wer bereits mit hohen Zins- und Tilgungszahlungen sein monatliches Budget ausreizt, der hat im Notfall keine Reserven, um Dach, Fenster oder Heizung reparieren zu lassen.

Artikel vom 20.08.2005