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Torjägerin mit Meister-Auftrag

Eissenerin Femke Kazubski will mit dem VfL Wolfsburg in die erste Liga

Von Sylvia Rasche
Eissen/Wolfsburg (WB). »Eigentlich bin ich kein Wandervogel«, sagt Femke Kazubski. Ein Blick in den sportlichen Werdegang bestätigt diese Selbsteinschätzung. Und doch wagt die 24-Jährige, die seit 1999 beim TSV Jahn Calden entscheidenden Anteil am Aufstieg von der Oberliga in die zweite Bundesliga hatte, jetzt den großen Schritt. »Schon als junges Mädchen habe ich von der ersten Liga geträumt. Jetzt will ich es versuchen«, erklärt die Eissenerin.

Nur ein paar Tage vor Ablauf der Wechselfrist entschied sie sich für das Angebot des VfL Wolfsburg und gegen ein siebtes Jahr beim TSV Jahn Calden. »Ich habe es mir wirklich nicht leicht gemacht«, berichtet die Torjägerin, die bis Mitte Juni noch im Zwischenprüfungsstress ihrer Ausbildung zur Polizei-Kommissar-Anwärterin steckte. Der VfL Wolfsburg stieg im Frühsommer aus der ersten Bundesliga in die zweite Liga ab, gilt hier als Top-Favorit auf den sofortigen Wiederaufstieg. »Natürlich stehen wir dort unter einem ganz anderen Druck als in Calden, weil jeder den Aufstieg von uns erwartet«, so die Eissenerin.
In Wolfsburg hat sie die ersten Trainingseinheiten bereits absolviert, hat gleich im ersten Testspiel ihr erstes Tor für den neuen Club per Kopf erzielt und die »angenehme Atmosphäre« der Grün-Weißen schon schätzen gelernt. »Ich bin super aufgenommen worden. Das Team ist richtig klasse«.
Große Stücke hält auch Trainer Bernd Huneke auf den Neuzugang aus Ostwestfalen. »Femke ist sehr athletisch und kopfballstark. Sie ist eine echte Verstärkung für uns und harmoniert sehr gut mit ihrer Sturmpartnerin Martina Müller«, beschreibt Huneke seine ersten Eindrücke. Das Zusammenspiel mit der Weltmeisterin von 2003, Martina Müller, klappt nicht nur auf dem Feld. »Wir verstehen uns auch privat sehr gut, fahren oft gemeinsam zum Training nach Wolfsburg«, berichtet Femke Kazubski. Müller, mit der sie schon in der Hessenauswahl zusammen spielte, wohnt in der Nähe von Kassel, so dass sich die Fahrgemeinschaft zum Training anbietet. Gut zwei Stunden ist das Duo bis zum Trainingsplatz in Wolfsburg unterwegs. »Wir trainieren eigentlich viermal die Woche. Aus beruflichen Gründen bin ich aber meist nur zweimal dabei«, erklärt die zweifache Torschützenkönigin der Oberliga Hessen (2002 und 2003). Eine zusätzliche wöchentliche Einheit soll sie nach Möglichkeit mit den A-Liga-Männern des FC Peckelsheim/Eissen/Löwen absolvieren. »Mit einigen der Spieler habe ich schon in der Jugend zusammen gespielt. Es ist gar nicht schlecht, mal mit Männern zu trainieren. Da wird man abgehärtet«, erzählt Femke Kazubski. FC-Trainer Matthias Rebmann ist der Trainingsgast willkommen. »Natürlich kann sie bei uns mitmachen. Keine Frage«, musste er nicht lange überlegen, als die Zweitliga-Spielerin beim Trainingsauftakt erschien und ihr Anliegen vortrug.
Vor dem Wolfsburger Saisonstart im August bei der Reservemannschaft des Europapokalsiegers FFC Turbine Potsdam steht noch ein Trainingslager mit dem VfL Wolfsburg in Halberstadt auf dem Programm. Zum Abschluss gibt es ein Freundschaftsspiel gegen den dänischen Erstligisten Skovbakken. Gelegenheiten, bei denen sich Femke Kazubski in Wolfsburg weiter für einen Stammplatz empfehlen kann. »Ich will dort nicht als Ballputzer enden. Dafür ist der Aufwand zu groß. Sollte ich es nicht schaffen, kann ich wieder zurück nach Calden«, erklärt die beste Fußballerin des Kreises Höxter und hat sich die Rückkehr-Option vertraglich zusichern lassen. Danach sieht es momentan aber nicht aus. »Femke befindet sich auf dem besten Weg in die Stamm-Formation«, weiß der Trainer, was er an seiner neuen Torjägerin hat. In ihrer ersten Zweitliga-Saison erzielte sie in Calden immerhin 16 Treffer, obwohl sie in der Rückrunde aus beruflichen Gründen wenig trainiert hat und oft erst Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde. »Das war für mich ziemlich unbefriedigend. Aber meine Ausbildung bei der Polizei geht nun einmal vor. Vom Fußball kann ich nicht leben.« Aus beruflichen Gründen schlug Femke Kazubski in den vergangenen Jahren auch schon zweimal ein Angebot des Bundesligisten FSV Frankfurt aus. Der Mädchen-Traum von der ersten Liga jedoch blieb. Den will sie sich jetzt in Wolfsburg erfüllen.

Artikel vom 16.07.2005