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Majestät staunt über die »Helden«

Ausstellung im MARTa-Museum besichtigt - Begeistert von gotischen Kirchen

Von Ruth Matthes und
Curd Paetzke
Herford (WB). Mit ihrem charmanten Lächeln hat sie die Herzen der Herforder erobert: Die belgische Königin Paola weilte am Dienstag zu einem mehrstündigen Besuch in der alten Hansestadt, besichtigte das MARTa-Museum und unternahm einen Stadtrundgang, der sie zu den historischen Sehenswürdigkeiten führte.

Die acht Jahre alte Sandra Kuhfus konnte es gar nicht abwarten, »endlich einmal eine richtige Königin zu sehen«. Mit einem selbst gepflückten Blumenstrauß (Lavendel und weiße Rosen) in der Hand wartete das Mädchen mit Mutter Heike geduldig, bis die Majestät dem königsblauen 5-er BMW der belgischen Botschaft in Berlin entstiegen war. Königin Paola freute sich über den »duften« Gruß, den ihr die Grundschülerin schließlich ganz stolz überreichte.
Sandra hatte außerdem ein Heft mit einem Delphin-Bild als Titel gebastelt, in das die Königin ein Autogramm schreiben sollte - das tat sie zur großen Freude des Mädchens dann auch, und benutzte kurzerhand die Kühlerhaube ihrer Limousine als Unterlage.
Königin Paola, 1937 in Forte dei Marmi in Italien als Prinzessin Ruffo di Calabria geboren und seit 1959 mit Prinz Albert von Belgien verheiratet, war einer Einladung von Museumsdirektor Jan Hoet gefolgt, dessen Wirken sie bereits am Museum für moderne Kunst in Gent sehr aufmerksam verfolgt hatte. Jan Hoet, künstlerischer Berater des belgischen Königshauses, hieß die Majestät, die ein schickes beiges Leinenkostüm trug, gemeinsam mit Herfords Bürgermeister Bruno Wollbrink willkommen.
Sehr interessiert schaute sich die Königin die Ausstellung »(my private) Heroes« an, ließ sich von Jan Hoet das Konzept des Museums und auch die wichtigsten Exponate erklären. Im »Dom« des Museums warf die Majestät auch einen Blick in die »Wunderkammer«, in der Hoet Stücke seiner Privat-Sammlung zeigt. »Man merkte, dass sie richtig in die Ausstellung eingetaucht war und ganz vergaß, wie viele Sicherheitsbeamte und Presseleute sie begleiteten«, berichtete der nebenamtliche MARTa-Geschäftsführer Hans-Jörg Gast im Anschluss an die Führung.
»Die Ausstellung ÝHeldenÜ ist sehr komplex und interessant, aber sie erschließt sich nicht von selbst«, erklärte die Königin - in Belgien mit Madame oder Mevrouw angesprochen - später beim Eintrag in das Gästebuch MARTas und das Goldene Buch der Stadt Herford. »Ich war schon sehr froh, dass Jan Hoet mir die Werke erläutert hat«, ergänzte sie schmunzelnd. In die Bücher schrieb sie übrigens nur ihren Namen Paola und das Datum -Êdas aber in schön geschwungener Schrift.
Der wichtigste Mann bei dieser Besichtigungsrunde war der Presseattaché des belgischen Hofes, Luc van Ooteghem, gewesen, der die Reporter und Fotografen bestens in Schach hielt. Mit zackigem Schritt und klaren freundlichen Anweisungen brachte er Ordnung in die »Pressemeute«.
Nach dem Mittagessen im Restaurant »Vesuvio« in der Credenstraße (Bericht 3. Lokalseite) besuchte Paola unter der fachmännischen Anleitung von Stadtführer Marcel Mowe die Johanniskirche, das Münster und die Marienkirche. Wie Bürgermeister Wollbrink später erklärte, sei die königliche Hoheit von der Schönheit der gotischen Kirchen Herfords positiv überrascht gewesen. Auf dem Stiftberg stellte Organist Jörg-Neithardt Keller der Musikliebhaberin das neue Prunkstück des Gotteshauses vor - das Musikinstrument des Brüsseler Orgelbauers Patrick Collon. Für die Übersetzung sorgte Leoluca Orlando, der ein entfernter Cousin der Königin ist und sie daher an diesem Tag begleitete, bevor er am Abend einen Vortrag im MARTa-Forum hielt.
»Es ist schon eine große Ehre, eine Königin in Herford begrüßen zu dürfen - noch dazu so eine zurückhaltende, sympathische Dame«, resümierte Bruno Wollbrink. Immerhin sei es 23 Jahre her, dass mit Prinzessin Anne ein Mitglied eines Königshauses Herford besucht habe. »Paolas Interesse zeigt, dass MARTa nicht irgendein Museum ist, sondern auch ein Anziehungspunkt für große Persönlichkeiten.«

Artikel vom 13.07.2005