13.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Im Discounter-Streit
droht jetzt neuer Ärger

Aldi will im Gewerbegebiet Esch neu bauen und umziehen

Von Stefan Küppers
Werther (WB). Dem politischen Streit zur Frage, ob und wie das Gewerbegebiet Esch als Einzelhandelsstandort gegenüber der Innenstadt gestärkt werden darf oder sollte, droht eine Neuauflage. Der Discountermarkt Aldi beabsichtigt nämlich einen Umzug und Neubau innerhalb des Gewerbegebietes. Dazu gab es gestern schon die erste kritische Stimme aus dem politischen Raum.

Ein Aldi-Sprecher erklärte gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT, dass es bereits fertige Baupläne für die Errichtung eines neuen Marktes auf einer freien Wiese im Kurvenbereich der Straße Am Esch (neben Ravensberger Wachs-Chemie) gebe. Wie Wolfgang Meier, zuständig für Standortplanung bei der Aldi-Regionalgesellschaft in Schloß Holte-Stukenbrock, weiter sagte, seien aber sowohl die Baugenehmigung als auch wirtschaftliche Fragen noch abzuklären. »Ganz verbindlich ist das alles noch nicht«, so Meier. Aldi habe aber an einer solchen Standortlösung Geschmack gefunden.
Der Aldi-Manager machte auf WB-Anfrage deutlich, dass das Unternehmen mit dem bisherigen Standort (knapp über 600 Quadratmeter Verkaufsfläche plus etwa 100 Quadratmeter Lager) nicht zufrieden sei. So entspreche unter anderem der Zuschnitt nicht dem modernen Bedarf. Meier machte deutlich, dass wenn Aldi irgendwann nicht mehr das Geld verdienen sollte, auch über eine Aufgabe des Standortes Werther nachgedacht werden müsse.
Der Aldi-Sprecher sieht durch einen Umzug innerhalb des Gewerbegebietes keine sonderliche Gefahr für eine Stärkung des Außenzentrums gegenüber dem Einzelhandel in der direkten Innenstadt. Denn ein neuer Discounter werde an den bisherigen Aldi-Räumen »keinen Gefallen finden«. Eine übliche Nachfolgeregelung sei ein Getränkemarkt. Doch das könne man ja lenken, so Meier.
Auf die Frage, warum Aldi eine Genehmigung bekommen sollte, wenn auf einer Fläche gleich nebenan der Konkurrent Lidl wegen einer vermuteten Unverträglichkeit zum Innenstadt-Einzelhandel bislang keine Baugenehmigung bekommen hat, hat Aldi-Standortplaner Meier eine einfache Antwort. Ein Umzug oder eine Verlagerung seien anders zu bewerten als eine Neuansiedlung. Im Unterschied zur bisher diskutierten Lage gäbe es dann ja auch keine zwei Discounter am Esch.
Welche Erfolgsaussichten das Umzugsprojekt tatsächlich hat, das blieb gestern nach WB-Recherchen offen. Bei der in dieser Angelegenheit entscheidenden Bauordnungsbehörde des Kreises Gütersloh ist der Leiter derzeit im Urlaub. Aus der Behörde ist allerdings zu hören, dass grundsätzlich für Aldi die gleichen Voraussetzungen wie für Lidl gelten.
Zu den komplizierten Genehmigungsfragen wollte sich Bürgermeisterin Marion Weike gestern nicht äußern. »Das überlasse ich dem Kreis.« Die Stadt habe allerdings ein großes Interesse am Erhalt des Aldi in Werther, so Weike. CDU-Frakrtionschef Ulrich Buchalla sieht die neue Entwicklung kritisch. Das Ziel der Lidl-Debatte sei ja gewesen, in Werther kein starkes Außenzentrum mit Schaden für den Einzelhandel in der direkten Innenstadt hochkommen zu lassen. Wenn über den Aldi-Weg diese Entwicklung nun doch eintrete, missbillige die CDU das, betonte Buchalla.
Und was macht der Aldi-Konkurrent? Nachdem der Lidl-Markt, wie ausführlich berichtet, vom Kreis keine Genehmigung für einen Neubau bekommen hatte - das Verfahren ruht derzeit -, bemüht sich der Discounter weiterhin um eine Baulösung an der Ravensberger Straße (gegenüber Modehaus Sudfeld). Wie das WB erfuhr, laufen die Verhandlungen mit insgesamt drei Grundeigentümern weiter. Beteiligte sehen für eine Lidl-Lösung in der Innenstadt durchaus gute Erfolgschancen.

Artikel vom 13.07.2005