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Kinder auf Leben in der
Gesellschaft vorbereiten

Staat muss gegen Verweigerer durchgreifen


Zum Unterrichtsboykott der Baptisten schreibt dieser Leser:
In einem Leserbrief schlug eine Leserin am 11. Juli vor, den »einfachsten unbürokratischen Weg« zu gehen: jeder unterrichtet seine Kinder, wo und wie er will. Am Ende des privaten Unterrichts sollte eine schulische Abschlussprüfung stattfinden, für den Fall des Misserfolges sollten die Eltern zuvor den völligen Verzicht auf Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe für ihre Kinder erklären.
Mich beruhigt der Gedanke, dass das deutsche Recht eine solch unverantwortliche Verzichtserklärung im Namen eines unmündigen Kindes nicht zulässt. Bei allen Problemen und Unvollkommenheiten, die das Schulwesen heute erkennen lässt - das Modell »Schule« ist weltweit anerkannt und erprobt. Schließlich geht es nicht nur um die reine Vermittlung eines Lernstoffs, sondern ganz besonders auch darum, die Kinder auf das Leben und Zusammenleben in dieser Gesellschaft vorzubereiten. Durch die Erziehung werden Weichen gestellt, die das gesamte spätere Leben unwiderruflich beeinflussen. In einer offenen und relativ freizügigen Gesellschaft nutzt es wenig, Kinder zwanghaft behütet und abgeschottet aufwachsen zu lassen und die Augen vor möglichen Verführungen zu verschließen. Den Gefahren des Lebens können sich Jugendliche nur eigenverantwortlich stellen, wenn sie auf diese vorbereitet wurden. Sexualität wird weniger den aufgeklärten Jugendlichen zur Gefahr, als viel mehr denen, die ihr unwissend und unvorbereitet gegenüberstehen.
Gerade im Fall von Auswanderern stellt sich aber auch die Frage, was jemanden in eine Gesellschaft zieht, die er offensichtlich gleichzeitig in wichtigen Bereichen ablehnt. Staat und Gesellschaft dürfen sich nicht erpressen lassen; auch nicht von engstirnigen Eltern, die ihre Kinder als Druckmittel gegen die Behörden einsetzen. Im Interesse aller ist zu wünschen, dass eine konsequente Haltung der Behörden diesen Konflikt möglichst bald beendet. Andernfalls wird das Verhalten einer Hand voll Verweigerer nur dazu führen, dass die gesamte Gruppe der Baptisten als Außenseiter und Querulanten der Gesellschaft abgestempelt wird. DIETMAR STEINKE
Nieheimer Weg 1
Paderborn

Artikel vom 16.07.2005