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»Höxter muss sich verkaufen«

Stadtmarketing-Experte Christian Klotz untersucht die Innenstadt

Von Ingo Schmitz
Höxter (WB). »Wenn Kaufland nach Höxter kommt, muss sich die Stadt fit machen.« Das meint Christian Klotz. Der Stadt-Marketing-Spezialist hat gestern die Höxteraner Innenstadt unter die Lupe genommen. Der 61-jährige Bayer kam zwar zu keinem vernichtenden, aber immerhin nachdenklich stimmenden Ergebnis: An vielen Stellen besteht dringender Handlungsbedarf. Bei der ersten Stadt-Begehung durfte das WESTFALEN-BLATT exklusiv mit dabei sein.

Mit wachem Blick und forschem Schritt startet Christian Klotz gestern Morgen am Hotel Niedersachsen, um von dort in die Innenstadt Richtung Marktplatz zu gehen. Nach nur wenigen Metern in der Fußgängerzone deutet der Experte, der sich auf Einladung der Werbegemeinschaft Höxter hier befindet, auf das erst im vergangenen Jahr neu verfugte, aber nach wie vor unebene Pflaster, sowie auf einen verschmutzten, alten Papierkorb. »Beides ist schlimm!«, urteilt er und zieht dann einen Vergleich: »So etwas gibt es in einem modernen Einkaufszentrum nicht.«
Klotz wird sofort das nächste Problem bewusst: Obwohl die Ferien begonnen haben und schönstes Einkaufswetter herrscht, erscheint die Höxteraner Innenstadt wie leer gefegt. »In der Mitte der Fußgängerzone ist nichts los, niemand geht dort spazieren. Nur an den Schaufenstern sind ein paar Passanten«, sagt der als scharfer Kritiker bekannte Kaufmann. Selbst der wunderschöne Platz vor der Dechanei und auch der Marktplatz sind nahezu menschenleer. Klotz analysiert knallhart: »Die Fußgängerzone ist viel zu breit gestaltet. Das alles wirkt wie eine Museumswelt und nicht wie eine lebendige Stadt. Wenn Kaufland kommt, müssen hier wieder Autos rein.« Der Marketing-»Guru« meint: »Wenn sich eine so aggressive Firma wie Kaufland in Höxter ansiedelt, wird dies die Schließung des Karstadt-Kaufhauses bedeuten. Das wird Kundenfrequenz kosten, die Kaufland nicht ausgleichen wird.«
Nach Einschätzung des Experten, der schon 900 Städte in Europa untersucht und auf einen neuen Weg gebracht hat, ist der Standort des geplanten Einkaufszentrums auf dem ehemaligen Kaisers-Gelände nicht ideal. »Von dort aus wird niemand in die Stadt gehen«, stellt der Bayer fest.
Kritik übt er auch an der unzureichenden Beleuchtung der Fußgängerzone und dem vielen Beton im Bereich Marktplatz: »Vor 25 Jahren war das sicher noch ein großer Wurf. Heute wirkt das Gesamtbild längst nicht mehr frisch, sondern lieblos.«
Als mangelhaft bezeichnet er die Beschilderung für die Autofahrer mit dem Wort »Altstadt«. »Was soll das bedeuten? Touristen suchen nach der Stadtmitte! An jeder Kreuzung muss ein solches Schild stehen.« Weder im Parkhaus, noch am Berliner Platz werden die Besucher von einem großen Stadtplan in Empfang genommen. Selbst die Hinweisschilder zu den touristischen Höhepunkten sind versteckt. Und auch am Weserradweg fehlt jegliche Beschilderung für die Stadtmitte.
Klotz zieht eine erste Bilanz: »Höxter hat mit Corvey, der Weser und dem Radweg viel zu bieten, muss sich aber in Zukunft aktiv verkaufen. Es gibt gute Beispiele, wie man den Fluss in die Stadt holen kann. Die Innenstadt muss hergerichtet werden. Das braucht mindestens fünf Jahre. Nur dann hat Höxter eine Chance.«
Nach einer umfangreichen Analyse des derzeitigen Zustandes sowie Gesprächen mit der Werbegemeinschaft fand gestern Abend in der Stadthalle Höxter die Informations-Veranstaltung mit Christian Klotz statt. Bericht folgt

Artikel vom 12.07.2005