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2 152 Pfeifen haben
nun wärmeren Klang

Fachleute vom Wittekindshof renovieren Orgeln

Von Hartmut Horstmann (Text)
und Oliver Schwabe (Fotos)
Bad Oeynhausen / Vlotho(WB). Über einen wärmeren Klang freuen sich die Gottesdienstbesucher seit Beginn dieses Monats in der Vlothoer St. Stephanskirche. Die Steinmann-Orgel in dem evangelischen Gotteshaus wurde erneuert, unter maßgeblicher Beteiligung des Volmerdingsener Wittekindshofes.

Auf etwa 15 000 Euro beziffert Pfarrer Wolfram Giedinghagen die Kosten für die Orgelrenovierung. Diese war wegen des Heizungsneubaus vor zwei Jahren notwendig geworden. Viel Staub und Schmutz hinterließen auch in der Orgel ihre Spuren - eine gründliche Reinigung aller 2 152 Orgelpfeifen, der Pfeifenstöcke, -bänke und Rasterbänke sowie des Spieltisches stand auf dem Plan.
Den Auftrag erhielt eine Kooperation, an der maßgeblich der Wittekindshof aus Volmerdingsen beteiligt war. In der dortigen Flechterei arbeitet der 38-jährige Volker Bröer als Koordinator - und ist gleichzeitig Orgelbaumeister. Mit Mitarbeitern der Werkstatt für Behinderte kümmert er sich, je nach Auftragslage, um die Restaurierung der alten Instrumente: »So zum Beispiel auch in Schnathorst, Eidinghausen oder auf dem Wittekindshof.«
Volker Bröer betreute in Vlotho im wesentlichen den technischen Part, im klanglichen Bereich wurde er unterstützt von Mathias Johannmeier von der niedersächsischen Orgelbaufirma Kreienbrink. Beide kenne sich seit ihrer Ausbildung bei Steinmann in Vlotho - wobei Johannmeier die Notwendigkeit der aktuellen Kooperation hervorhebt: »Orgelbauer müssen zusammenhalten.«
Bis zu fünf Meter sind die Orgelpfeifen lang, die es zu warten galt. Defekte Pfeifen wurden in der Firma Kreienbrink repariert - der Großteil der Arbeiten geschah vor Ort in Vlotho. Fein säuberlich wurden die Orgelteile nach dem Abbau in Regalen zwischengelagert. Eine Welt voller Pfeifen, in der der Laie schnell den Überblick verlieren würde. Doch Bröer betont: »Falls eine Pfeife fehlt, würden wir das merken.«
Zum technischen Teil kam der klangliche. Das Instrument aus dem Jahr 1965 habe einen sehr scharfen und schrillen Klang, erläuterte Johannmeier und kündigte vor Beginn der Arbeiten an: »Wir wollen das Klangbild abrunden.« Diesen Effekt erreiche man durch eine Öffnung des Pfeifenmundes. Hört sich einfach an, ist es aber nicht; denn beim Stimmen der einzelnen Pfeifen muss der Fachmann den Klang des Gesamtinstruments stets präsent haben. Johannmeiers Plus: Der 31-Jährige ist Organist, war fünf Jahre in der Jakobi-Kirche in Herford tätig.

Artikel vom 12.07.2005