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In Gründerzeit
bis zu 60 Leute
in einem Haus

50 Jahre Siedlung »Am Landbach«

Steinhagen (el). Die Gründerzeiten sind lange vorbei. Das 50-jährige Jubiläumsfest der Siedlung »Am Landbach« organisierte die Enkel-Generation. Doch das Gemeinschaftsgefühl und der Zusammenhalt ist ungebrochen und machte das bunte Fest am Samstag zu etwas ganz Besonderem.

Zusammen aufgebaut haben sie damals ihre Siedlung. Vor 50 Jahren kamen Vertriebene aus Ost- und Westpreußen an die Brockhagener Straße. Dort erwartete sie die Straße »Am Landbach« und ein Baugebiet, auf dem - streng nach Vorschrift - zunächst zwölf Häuser gebaut wurden. Zu jedem gehört noch heute ein Stück Land und ein Stallungsgebäude. Denn die Häuser waren für den landwirtschaftlichen Nebenerwerb gedacht. Schweine und Hühner gehörten einfach dazu. Darüber wachte das Kulturamt Bielefeld, das nach der Endabnahme die Siedlung unter die Verwaltung der Kreiswohnstätten stellte.
Heute hat nur noch Bewohnerin Helga Witte ein paar Hühner. Die Flüchtlinge haben am Landbach längst ihre neue Heimat gefunden, und die Gemeinschaft ist mittlerweile auf 22 Häuser angewachsen, ein 23. Haus wird gerade gebaut. Auch müssen nicht mehr vier Familien unter einem Dach leben, wie Lothar Vierecke bei der Begrüßung erzählte. Kaum zu glauben: Aber damals drängten sich bis zu 60 Personen in einem Haus. Die letzte aus dieser Gründergeneration, Herta Hein, wohnt heute nicht mehr so beengt. Weitere zwölf Häuser sind noch im Besitz der ehemaligen Gründerfamilien und das spezielle Gemeinschaftsgefühl ist mit ihnen geblieben.
So halfen alle mit das Geburtstagsfest zu organisieren, spendeten Kuchen, bauten das Zelt zusammen auf und schmückten ihre Häuser. Bewohner Siegfried Müller aktivierte gar »seinen« Männerchor Brockhagen zu einem Ständchen. Die Kinder der Siedlung studierten mit Bewohnerin Beate Lünstroth vier Wochen lang das Theaterstück vom »Ritter Rost« ein, der nur dank der Hilfe des Burgfräuleins Bö den Drachen Koks besiegen kann. Alle trugen unter der Federführung von Uwe Koch eifrig zum Gelingen »ihres« Geburtstags bei. Unter den 115 geladenen Gästen waren neben nahen Nachbarn auch ehemalige Bewohner dabei. Die weiteste Anreise hatte Konrad Hesse, der mit seiner Ehefrau Maria aus Dänemark gekommen war und schnell in das gemütliche Flair zurück fand.
Aber auch für Spannung war gesorgt. Bürgermeister Klaus Besser, der seine Glückwünsche überbrachte und sich an seine Schulzeit mit den Landbach-Kindern erinnerte, trat zum »kritischen« Rundgang an. Letztlich kürte er das Haus von Klaus, Sigrid und Marco Wielsch, sowie Elisabeth Spilker zum am schönsten dekorierten. Die vier Bewohner freuten sich über einen Gutschein der Baumschule Upmann. Ein glückliches Händchen brauchten die Festgäste auch bei der Tombola. Allein die Trommel für die Erwachsenen wartete mit 300 Preisen auf, die der Kinder war noch einmal 200 Preise schwer. Das beste: Die Kinder konnten nur gewinnen. Das galt auch für den Spieleparcours. Waren alle Stationen bewältigt gab es auch hier ein kleines Geschenk.

Artikel vom 11.07.2005