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Beleg erstklassiger
Hochschulausbildung

Orgelnacht mit Studenten in der Marienkirche

Herford (HK). Zum dritten Male fand am Samstag in der Marienkirche auf dem Stiftberg anlässlich des Orgelsommers eine Orgelnacht statt, gestaltet von Absolventen der Hochschule für Kirchenmusik. Elf junge Musiker und Musikerinnen hatten ein Programm mit Kompositionen von Meistern aus den verschiedenen Ländern und Zeiten zusammengestellt.

Prof. Rolf Schönstedt, Rektor der Hochschule, erinnerte daran, dass zur selben Zeit überall in England ebenfalls in den Kirchen musikalische Ereignisse in Solidarität mit den Opfern der Terroranschläge in London stattfänden.
Man darf die Ausbildung an der evangelischen Musikhochschule über den grünen Klee loben: Die Leistungen der jungen Musiker begeisterten Laien und Experten gleichermaßen. Klarheit und Durchhörbarkeit des Orgeltons, ebenso wie absolute rhythmische Genauigkeit standen im Vordergrund bei gleichzeitiger strikter Gebundenheit der Melodien. Viele, aber durchaus nicht alle dargebotenen Kompositionen bezogen sich in der einen oder anderen Art auf barocke Techniken. Mendelssohns Sonate über »Vater Unser im Himmelreich« verrät erst in der vierten Variation das Eigene des Komponisten und schließt in überraschender Weise ganz still (Interpret: Martin Pfeiffer). Berthold Hummels »Alleluja« kontrastiert die gregorianische Melodie mit Clustern und rhythmischen Figuren (gespielt von Almut Beyschlag). Messiaens Meditation über die verklärten Körper der Seligen baut Akkorde aus Harmonien, die sich auch im Jazz finden, und kontrastiert sie mit lebhaften Melodien (Noémi Györi).
Eindrucksvoll war auch Elena Borisovets Interpretation eines Präludiums samt Fuge von Marcel Dupré. Dieses umfangreiche Stück braucht einen langen Atem. Die ersten Töne des Themas spielen auf »Dies irae« an; aber Dupré war es keinesfalls darum zu tun, mittelalterliche Höllenangst zu beleben. Mutig muss der Beitrag von Andreas Oelert genannt werden: Karg-Elerts große Meditation über »Jesu meine Freude«, mit der er das Konzert abschloss, sollte am folgenden Tag in der Münsterkirche vom Passauer Domorganisten Ruckdeschel gespielt werden.
Die begeisterten Zuhörer feierten die jungen Künstler mit herzlichem Applaus. Gerd Büntzly

Artikel vom 11.07.2005