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Kurt Nagel setzt auf sachliche Offensive

Nach Kündigung von Subunternehmen stellt Firmenchef klar: »Setzen keinen grundlos vor die Tür«

Versmold (OH). Nach der Kündigung eines mit der Bewirtschaftung von drei Lägern des Logistikbetriebes Kraftverkehr Nagel beauftragten Subunternehmens geht Firmenchef Kurt Nagel in die Offensive: Mit einer detaillierten Dokumentation der Abläufe hat er sich am Freitag gegen die Berichterstattung einer anderen in Versmold erscheinenden Tageszeitung gewehrt, »um den tatsächlichen Sachverhalt darzustellen«. Diese Berichterstattung habe »den falschen Eindruck erweckt, dass der Große den Kleinen plötzlich und unbegründet vor die Tür gesetzt hat«, stellte Nagel fest.

Die Schlagzeilen und »arg verdrehte Tatsachen« Êin Berichten einer anderen in Versmold erscheinenden Zeitung über Kündigung, Hausverbote und Polizeieinsätze veranlassten den Firmenchef, die Ereignisse anhand von zahlreichen Dokumenten umfassend zu belegen und klarzustellen. Gemeinsam mit Personalleiter Gerhard Heinich, Niederlassungsleiter Wilfried Schnieder und Betriebsleiter Udo Leeker schilderte Kurt Nagel ausführlich den zeitlichen Ablauf und die Hintergründe der fristlosen Kündigung des Werkvertrages mit der Wessalowski GmbH am 24. Juni. So hätten Führungskräfte des Subunternehmens, das mit 163 Mitarbeitern für Nagel Konfektionierungsarbeiten vornahm, am 19. Juni Udo Leeker informiert, dass die Löhne für Mai bislang nicht gezahlt worden seien und Firmenchef Hans-Joachim Wessalowski nicht zu erreichen sei. Zudem erreichte Nagel eine Mitteilung der Allgemeinen Orstkrankenkasse (AOK) von Ende Mai, dass Wessalowski mit Sozialversicherungsbeiträgen in Höhe von mehr als 200 000 Euro in Rückstand ist, und ein Hinweis, dass 160 000 Euro in bar von Wessalowskis Firmenkonto abgehoben wurden. Wegen der Außenstände bei den Sozialversicherungskassen soll das Büro des Subunternehmens am vergangenen Donnerstag zudem vom Zoll durchsucht worden sein.
»Unter den Wessalowski-Mitarbeitern war eine deutliche Unruhe entstanden. Wir mussten stündlich mit Arbeitsniederlegungen rechnen«, sagt Gerhard Heinich. Alle Versuche, mit Wessalowski Kontakt aufzunehmen, der 15 Jahre als Subunternehmer und zuvor bereits als Lagerleiter bei Nagel tätig war, seien gescheitert. In einem Schreiben vom 20. Juni kündigte Nagel daraufhin an, den Werkvertrag zu kündigen, sollte Wessalowski bis zum kommenden Tag, 10 Uhr, nicht die Möglichkeit nutzen, die Angelegenheit in einem Gespräch zu klären. Diese Gelegenheit sei, trotz anders lautender Ankündigung durch den Rechtsbeistand, nicht genutzt worden. Am 23. Juni stellten führende Wessalowski-Mitarbeiter ihrem Chef schriftlich ein Ultimatum, die Löhne bis zum Morgen des nächsten Tages auszuzahlen. Andernfalls würden alle die Arbeit einstellen.
»Wir haben in dieser Phase mit unserem Rechtsanwalt die möglichen Schritte besprochen und auch Vorgespräche mit anderen Unternehmen geführt, um vorbereitet zu sein«, sagt Kurt Nagel. Tenor sei gewesen, das von den Wessalowski-Mitarbeitern gesetzte Ultimatum abzuwarten. »Wenn die Löhne gezahlt worden wären, hätten wir den Vertrag fortgesetzt.« Weil dies nicht erfolgt sei, habe man nach Verstreichen des Ultimatums den Werkvertrag fristlos gekündigt. Mit der Firma Euromontec sei dann ein Werkvertrag unter der Bedingung geschlossen worden, möglichst viele Wessalowski-Mitarbeiter zu übernehmen. Kurt Nagel: »Gründe für diese Bedingung waren unsere soziale Verantwortung und natürlich auch, dass wir das Know-How der Mitarbeiter weiter nutzen wollten.« 127 von 163 Mitarbeitern an den drei Standorten Versmold, Herzebrock und Füchtorf hätten sich zur Fortsetzung der Arbeit bei anderen Unternehmen entschlossen. »Auf unsere Veranlassung hin ist den Mitarbeitern auch ein Vorschuss ausgezahlt worden«, erklärt Gerhard Heinich. Die Zahl der Stellen sei in diesem Zuge nicht reduziert worden, sondern freie Arbeitsplätze durch zusätzliche Kräfte besetzt.
Hans-Joachim Wessalowski sei acht Stunden nach der fristlosen Kündigung des Vertrages auf dem Betriebsgelände erschienen. Kurt Nagel: »Er hat Verunsicherung seiner früheren Mitarbeiter betrieben und Unruhe in die laufenden Gespräche mit Euromontec gebracht. Deshalb haben wir ihn vom Hof verwiesen.« Als Wessalowski sein Büro in einem Nagel-Gebäude auf dem Gelände betreten wollte, sei zur Beruhigung der Situation die Polizei gerufen und eine verträgliche Regelung gefunden worden
»Uns blieb gar keine andere Wahl als so vorzugehen, wie wir es getan haben«, erklärt Kurt Nagel. Andernfalls wäre die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs -Êwohlgemerkt im Bereich der temperatursensiblen Lebensmittellogistik -Ê gefährdet gewesen und in letzter Konsequenz auch Kundenbeziehungen. »Wir sind in Versmold für unsere Lieferantentreue bekannt. Auch ist es nicht der Stil unseres Unternehmens, jemanden grundlos vor die Tür zu setzen«, betont Kurt Nagel.

Artikel vom 09.07.2005