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Saks: Verzierte Träume in Stoff

Unternehmer Kai Mischok aus Anreppen leitet deutsche Niederlassung

Von Jürgen Spies
Delbrück (WV). Wenn aus Kleidungsstücken wahre Kunstwerke werden, hat Kai Mischok aus Delbrück-Anreppen gewissermaßen seine Finger im Spiel. Der gebürtige Niederbayer leitet vom Waldweg aus die Firma »Saks Deutschland« mit Produktionsstätten in Indien, wo Sajjid Khan vor 25 Jahren »Saks India« gründete - ein Unternehmen, dass sich darauf spezialisiert hat, Kleidung und Accessoires zu verschönern, zu besticken, zu bedrucken, zu bemalen, vor allem aber mit winzig kleinen Pailletten, Kügelchen, Perlen und ähnlichem zu verzieren.

Kai Mischok verwirklichte im Januar 2001 seinen Berufstraum: »Den Virus, mich 'mal selbstständig zu machen, trug ich schon Jahre mit mir 'rum«, berichtet der 43-Jährige Familienvater. In München hatte er den klassischen Beruf des Schneiders erlernt, arbeitete für »Gil Bret«, studierte dann in Mönchengladbach (Abschluss: Diplom-Ingenieur Bekleidungstechnik), bekam eine Anstellung bei »Mondi« und wechselte nach weiteren Stationen zu »Gerry Weber«, wo er Mitglied der Geschäftsleitung war. Dann lernte er Sajjid Khan kennen, einen erfolgreichen indischen Geschäftsmann, der von Indien aus praktisch alle berühmten Häuser der Haute Couture mit seinen oben beschriebenen Waren beliefert. Das faszinierte Kai Mischok.
»Ich bin in das Unternehmen eingestiegen und in Deutschland als selbstständiger Leiter von ÝSaks DeutschlandÜ bei Null angefangen. Ich habe hunderte von Faxschreiben losgelassen - niemand meldete sich. Nach drei Monaten kam dann doch der erste Auftrag«, erinnert er sich. Und danach ging es Schlag auf Schlag. In der gesamten Branche in Europa sprach sich schnell herum, das es zu »Saks« in Deutschland einen kurzen Draht gibt.
Wer ein besticktes oder verziertes Top, ein Kleid, einen Rock oder eine Bluse von »Saks« sieht, in die Hand nimmt und näher betrachtet, erkennt selbst als Laie: Da steckt ganz, ganz viel Arbeit drin. Feinste Stiche, filigranste Applikationen in einfallsreichem Design, traumhaft schön. Das hat natürlich seinen Preis, »denn alles ist Handarbeit«, berichtet Mischok, der erst kürzlich wieder seine Kollektionen so bekannten Modeschöpfern wie Wolfgang Joop oder Karl Lagerfeld persönlich vorlegen durfte.
Zwar fallen beileibe nicht alle Produkte extrem aufwändig aus, aber es gibt sie schon, die Jeans für schlappe 1400 Euro oder das Abendkleid in Einzelanfertigung, dass im Handel mal so eben 80 000 Euro kostet. Derzeit im Trend: Aufgenähtes in warmen Erdtönen, Ethnostil und Materialmix.
Von bestimmten Produktgruppen, etwa T-Shirts und Massenware, lässt »Saks« übrigens die Finger. »Das sollen andere machen«, sagt Kai Mischok, der großen Wert auf die Feststellung legt, dass »Saks« in der Produktion in Indien ausschließlich Männer beschäftigt, die weit überdurchschnittlich entlohnt werden. »Kinderarbeit war für Firmengründer Sajjid Khan von Anfang an tabu«, erzählt Kai Mischok.
Mittlerweile gibt es »Saks«-Niederlassungen sowie Büros in mehreren Ländern und Metropolen der Welt. In Indien werden 1600 Sticker, 100 Näher, acht Designerinnen und Designer sowie zahlreiche Büromitarbeiter beschäftigt.

Artikel vom 09.07.2005