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Solarkocher
vom Schrott

Heizungsbauer hilft in Gambia

Von Agnes Vogt
Bad Lippspringe (WV) »Diese Solarkocher könnten ein Riesen-Hit werden!« Jens Weitzenbürger, der vor sechs Jahren von Bad Lippspringe nach Gambia ausgewandert ist, versucht aus Resten vom Schrottplatz Solarkocher zu basteln.

Der gelernte Heizungsbauer ist vor sechs Jahren in den westafrikanischen Staat Gambia ausgesiedelt, wo er sich als Techniker und Solartüftler durchschlägt. Die Solartechnik ist ihm schon sehr lange vertraut, und so gedieh die Idee, die große Sonneneinstrahlung und die damit verbundene Energie in diesem Landstrich effektiv zu nutzen. Der Freizeittüftler hat sich mit einer kleinen Werkstatt selbständig gemacht und repariert, was ihm im die Finger kommt. Vor einem Jahr kam er dann darauf, einen Solarkocher selbst zu bauen. »Solarkocher gibt es , nur sind sie sehr teuer, sodass die Durchschnittsbevölkerung, die zum großen Teil aus einfachen Bauern besteht, diese Summe nicht aufbringen kann«, sagt der Wunschafrikaner, der sich daraufhin Methoden überlegt hat, diese einfache Technik zu verwerten. Daraufhin entstand sein erster Solarkocher, der aus Schrottteilen gebaut auch Rentabel für die gambianische Bevölkerung ist. »Wenn man das Prinzip verstanden hat, ist es wirklich simpel, sodass die Menschen, vorwiegend Schlosser, sich diese Kocher auch selber bauen können, denn Blechschlosser gibt es viele«, sagt Jens Weitzenbürger.
Aus einer Satelitenschüssel, Alufolie und zwei Töpfen besteht der Solarkocher. Da er eine echte Alternative zu fossilen Brennstoffen darstellt, könnte er für die Entwicklungshilfe in diesen Ländern nützlich sein. Die Alufolie, reflektiert die Sonnenstrahlen auf einem im Brennpunkt stehenden Topf, der die Sonnenenergie absorbiert und den Inhalt zum Kochen bringt.
Weihnachten hat er selbst mit seinem ersten Kocher Spanferkel gegrillt und damit im ganzen Dorf Erstaunen ausgelöst.
Zu den Vorteilen für diese etwas andere Kochstelle zählen, dass der Kocher um einiges billiger ist als ein Gaskocher und bei 300 Sonnentagen im Jahr fast jeden Tag in Betrieb genommen werden kann. Außerdem ist pro Woche mindestens ein Tag dafür beschlagnahmt, an dem die ganze Familie Brennholz für die Kochstelle sammelt.
Weitzenbürger sucht nun auf seinem Arbeitsurlaub in Bad Lippspringe nach Partnern, die seine Vision unterstützen. »Man muss bedenken, dass die Gambianer eine Vorindustrielle Gesellschaft, eben 200 Jahre hinter den Europäern, ist, die mit den neuen Technologien langsam vertraut werden muss. Mein Traum ist es deshalb, eine Werkstatt mit Schule aufzubauen, in der ich ausgebildete Techniker an die Solartechnik heranführen kann. Das ist die Zukunft in einem Land, in der fast immer die Sonne scheint«, schaut der Bad Lippspringer hoffnungsvoll voraus.

Artikel vom 23.08.2005