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Ansturm auf Ferien-Flughafen

12 000 Urlauber fliegen an vier Tagen mit 67 Maschinen in den Süden

Von Karl Pickhardt (Text)
und Wolfram Brucks (Fotos)
Kreis Paderborn (WV). »Hier ist der Teufel los, aber alles läuft wie am Schnürchen«: Flughafenchef Fritz Henze und seine 400 Mitarbeiter beweisen in diesen Tagen starke Nerven. An den ersten vier Ferientagen starten am Paderborner Flughafen von Donnerstag bis zum Sonntag 12 000 Passagiere in den Urlaub. 67 Abflüge an vier Tagen: So viele wie nie zuvor zu einem Ferienstart.

Für Angela Terenzel (43) und ihre Familie aus Bocholt an der holländischen Grenze ist der Ferienflughafen in Ahden die Entdeckung schlechthin. Über ein »Last-Minute-Angebot« nahm sie 200 Kilometer Anfahrt nach Paderborn auf sich, um jetzt mit Ehemann und ihren Kindern Corinna (14) und Sascha (15) für 1766 Euro zwei Wochen Halbpension auf Teneriffa zu genießen. »Das ist hier viel besser als auf dem Großflughafen in Düsseldorf«.
Die Bombenanschläge auf Busse und U-Bahn in London vom Donnerstag wirken sich auf die Passagierzahlen in Ahden kaum aus. Lediglich 40 geplante Londonflieger stornierten am Freitag bei der Fluggesellschaft Air Berlin ihre Flüge. Alle übrigen Urlauber halten an ihren Ferienzielen am Mittelmeer fest. »Wir fahren den selben Sicherheitsdienst wie immer, er ist ohnehin schon recht hoch«, sagt Flughafen-Geschäftsführer Henze.
Im Vergleich zum Vorjahr wollen an den ersten vier Ferientagen 1700 Urlauber mehr in den Süden fliegen. Für die vielen Helfer am Flughafen bedeutet diese Mehrarbeit. Henze hat inzwischen ein kleines Heer von Saisonkräften um sich geschart - darunter etliche Hausfrauen und ungefähr 50 Studenten und Schüler. Für sie bringt der Urlaubsboom am Paderborner Flughafen zusätzliche Einnahmen. Am Flughafen arbeiten insgesamt etwa 1000 Menschen.
In einem 70-Kilometer-Einzugsgebiet mit etwa 3,4 Millionen Menschen ist der Paderborner Flughafen offenbar klar die Nummer eins. Die Nähe wissen auch Urlauber wie Ulrich (50) und Gerlinde Siegenbrink (47) aus Hövelhof zu schätzen, die mit Freunden aus dem Kreis Gütersloh am Freitag aus Alicante braun gebrannt heimkehrten. Das Ehepaar ist schon desöfteren vom »Flughafen vor der Haustür« in den Urlaub geflogen.
Der Ansturm auf den Ferienflughafen am Hellweg wird auch in den nächsten beiden Wochenenden anhalten. Nächste Woche rechnet Henze mit starkem Anreiseverkehr aus Niedersachsen, weil dort die Ferien beginnen. Und dann kommen in 14 Tagen die Hessen, die traditionell ein großes Kontingent der Urlauber-Armada schätzen. Da wird Auszubildende Janine Föller (21) aus Ahden als angehende Service-Kauffrau wie am Freitag erneut ins Schwitzen kommen: Tausende schwere Koffer sind in Fliegerbäuchen zu verstauen.

Artikel vom 09.07.2005