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»In drei Jahren in der Verbandsliga«

»Sport ist mein Leben«: Volkhardt Angowski freut sich auf seine Aufgabe als Damencoach

Von Mario Lüke (Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Sport ist mein Leben« heißt die Serie, in der das WESTFALEN-BLATT Sportlerinnen und Sportler vorstellt, die in ihren Vereinen Besonderes leisten oder geleistet haben. Im Mittelpunkt der 36. Folge Volkhardt Angowski, in der kommenden Saison Trainer der Damenmannschaft beim VfB Schloß Holte.

Damenfußball ist spätestens nach den Erfolgen der Nationalmannschaft auch für die Deutschen interessant geworden. Die Fanatiker haben akzeptiert, dass es durchaus nicht nur Männer, sondern auch Frauen sind, die im Volkssport Nummer 1 Akzente setzen und beweisen können, was sie am Ball so alles drauf haben. Volkhardt Angowski aus Schloß Holte-Stukenbrock ist ein Förderer des Damenfußballs. Er war bereits als Übungsleiter für den DSC Arminia Bielefeld tätig und übernimmt in der kommenden Saison das Amt des Trainers beim VfB Schloß Holte.
Der heute 60-Jährige ist mit dem Leder am Fuß groß geworden, wohnte er doch in Gelsenkirchen-Schalke nicht weit von der Glückaufkampfbahn, dem ehemaligen Stadion des Bundesligisten. Zwölf Lenze zählte er schließlich, als er gemeinsam mit seinen Eltern nach Schloß Holte-Stukenbrock zog. Zunächst kickte der begnadete Fußballer bei Schwarz-Weiß Sende, dann in der Jugendabteilung des VfB Schloß Holte - sein Verein. »Es gab noch keine Klassenunterscheidungen, wir wurden also mehr denn je in unserer Meisterschaft gefordert«, erzählt »Anki« von Begegnungen gegen heute höherklassige Mannschaften, wie den SC Verl oder den FC Gütersloh.
Anders wie so manch weitere Sportler heutzutage blieb Volkhardt Angowski dem Klub von der Oerlinghauser Straße als Aktiver treu. Im Jahr 1963 schaffte er als A-Junior unmittelbar den Sprung in die erste Seniorenmannschaft bei den Blau-Weißen. Der frisch aufgestiegene Landesligist profitierte schnell von den Fähigkeiten des Neuzugangs aus dem eigenen Unterbau. Angowski wurde als »Kämpfer« im Abwehrbereich bekannt, wusste, wie er seinen doch so kleinen Körper einzusetzen hatte. »Meine Trainer haben mir einige Schlechtigkeiten, wie ich sie heute bezeichne, beigebracht, um mein Durchsetzungsvermögen zu verbessern. Der versteckte Ellbogen im Zweikampf mit dem Gegner - nicht sichtbar für den Schiedsrichter - gehörte schonmal dazu«, so »Anki«, der von seiner ausgeprägten Sprungkraft profitierte und auch in Kopfballduellen mit höher gewachsenen Gegners des öfteren Sieger blieb. Volkhardt Angowski stieg mit dem VfB Schloß Holte nicht ab, spielte in den 70-er-Jahren auch mit Ewald Lienen zusammen. »Bei ihm hat man schnell gesehen, dass dort etwas Gewaltiges heranwächst. Im Training habe ich es gemerkt, Ewald war einfach nicht zu halten«, erinnert sich der heutige Coach genau.
Nach seiner aktiven Laufbahn war für Volkhardt Angowski klar, weiterhin im Geschäft zu bleiben, bestenfalls als Trainer. »Anki« übernahm die B-Jugend und war nach einigen Jahren anschließend für die zweite Seniorenmannschaft zuständig. »Ich bin gut klar gekommen. Die pubertierenden Jugendlichen waren erstaunlich diszipliniert, eben pflegeleicht. Die Zeit bei der Reserve war in großem Maße von Gemeinschaft geprägt«, so der 60-Jährige, der sich die Aufgaben eines Trainers zunächst selbst aneignete und dann die Übungsleiter B-Lizenz erreichte. »Ich hatte Spieler wie Plaßhenrich, Horst Lakämper, Dagobert Horowski oder Werner Otto in meinen Reihen. Es gab keinen Trainings- oder Spieltag, an dem wir noch am gleichen Tag nach Hause kamen«, denkt er an die langen Abende mit seinen ehemaligen Schützlingen zurück. Nach einem vergeigten Relegationsspiel gelang es Volkhardt Angowski beim VfB Schloß Holte als erstem Coach, mit der Reserve in die A-Liga aufzusteigen. »Dann habe ich aufgehört, denn besser konnte es einfach nicht mehr kommen«, sagt er.
Theo Wilkens, Holter Urgestein und Vater einer Spielerin des DSC Arminia Bielefeld, brachte Volkhardt Angowski schließlich mit dem Verbandsliga-Damenteam in Kontakt. »Die Abteilung drohte auseinander zu brechen, es musste etwas getan werden«, erklärte sich Angowski hilfsbereit und übernahm einen laut eigener Aussage »katastrophalen Haufen.« Dann haben wir trainiert, Kondition, Beweglichkeit und Spritzigkeit, zudem die Technik am Ball. Die Damen wurden immer besser, spielten oben mit und verpassten knapp den Aufstieg in die Regionalliga - und das, obwohl die Abteilung zumindest damals einen sehr geringen Stellenwert hatte. »Es standen für Trainer, Fahrten und Getränke nur 400 Mark zur Verfügung«, sagt »Anki«. Trotzdem räumten die Frauen alles ab, und Angowski wusste, keinen Fehler begangen zu haben. »Ich musste mich erst daran gewöhnen, es ist schon ein Unterschied. Die Leistungsgrenze ist einfach niedriger, man kann aber ähnlich hart trainieren, wie bei den Männern.«
Angowski baute ein Haus in Stukenbrock und musste sich verabschieden. »Das tat richtig weh«, sagt er. Nun freut er sich auf seine neue Aufgabe als Damencoach beim VfB Schloß Holte, die er gemeinsam mit seinem Sohn Marc angeht. Bereits jetzt gibt er ein klares Ziel vor: »Wenn nichts dazwischen kommt, wollen wir spätestens in drei Jahren in der Verbandsliga kicken.«

Artikel vom 09.07.2005