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Von Wolfgang Braun

Höxteraner
Aspekte

Kollerbecker Lehrstück


Es geht viel mehr als man glaubt: Den Beweis lieferte die Katholische Grundschule Kollerbeck am vergangenen Sonntag mit der Einweihung des »Sonnentheaters«.
Von der öffentlichen Hand kam keine müde Mark für dieses aufwändige Projekt von großem pädagogischen Nutzen: Eröffnet es doch den Kindern nicht nur die Möglichkeit, Theater unter freiem Himmel im Klassen- oder Schulverband zu spielen. Auch für die Pausen wurde ein ausgesprochen kommunikativer Raum geschaffen.
Motor für diesen Amphitheater- Bau, zu dem Studenten der FH-Höxter die Pläne erstellt hatten, war die Schulleiterin Irmgard Kulzer, die seit einigen Jahren die Grundschule Kollerbeck mit einer Reihe von bemerkenswerten Vorhaben und mit Positiv-Schlagzeilen in die Presse bringt. So dienten zur Finanzierung des Theaterbaus, der komplett in Eigenleistung der Schule, des Fördervereins der Schule - also der Eltern - und auch der Dorfgemeinschaft entstand, auch Preisgelder, die die Schule durch die Belegung von herausragenden Plätzen bei Wettbewerben hat einnehmen können.
Auch das Beispiel Grundschule Kollerbeck zeigt, dass es trotz des vom Land NRW zu verantwortenden katastrophalen Unterrichtsausfalls an unseren Schulen möglich ist, den Kindern für ihr Leben wichtige Dinge zu vermitteln: Denn sie haben am Beispiel des Theaterbaus gesehen, dass es sich lohnt, sich ein Ziel zu setzen und dieses Ziel mit großer Beharrlichkeit und unbeirrt durch widrige Umstände zu verfolgen. Die Mädchen und Jungen haben auch die Erfahrung gemacht, dass selbst größere und aufwändigere Projekte gelingen können, wenn alle an einem Strang ziehen.
Belohnt wurden die Mühen durch einen wunderschönen Sonntagnachmittag, der nicht nur den Kindern unvergesslich bleiben wird. Mit der begeistert gefeierten Aufführung des zauberhaften Musiktheaterstücks »Ferdinand« haben die Mädchen und Jungen der Katholischen Grundschule Kollerbeck den zahlreichen Gästen, die auch aus anderen Städten des Kreises gekommen waren, ein sehr schönes sommerliches Geschenk gemacht.
Die Kinder beschenkten sich aber auch selbst mit diesem Erfolgserlebnis. Sie wurden in der Erkenntnis bestärkt: Leistung lohnt sich, man macht anderen und sich selbst damit eine Freude.
Nun war das Stück, dessen Stoff Walt Disney verfilmt hatte, auch pädagogisch sehr geschickt gewählt. Denn die Geschichte von dem Stier Ferdinand, der sich lieber unter seiner Korkeiche räkelt und am Duft der Blumen erfreut als zu kämpfen, hat eine schöne Botschaft: Gewalt anzuwenden ist eigentlich eines schönen Stiers unwürdig. Wo Ferdinand als Vorbild dient, haben Aggressionen auf dem Schulhof keine Chance.

Artikel vom 09.07.2005