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Tierschützer entsetzt: Küken
und Kaninchen gequält

Tiere zu Beginn der Sommerferien ausgesetzt

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Altkreis Halle (WB). Auf diese Bescherung können viele Tiere verzichten: Zu Weihnachten als Kuscheltier verschenkt, im Sommer bloß weg damit! Die Tierliebe schlägt auch im Altkreis Halle zu Beginn der Ferien Kapriolen - bis hin zur Tierquälerei. Das zeigen Fälle, mit denen sich der Tierschutzverein Bielefeld und Umgebung befasst.
Eine schöne Bescherung: Beatrix Heidenreich sucht dringend ein neues Zuhause für ausgesetzte Kaninchen.Fotos: Stefanie Hennigs
Vor allem Zwergkaninchen scheinen in diesem Sommer zu stören. In Hörste wie in Versmold. Beatrix Heidenreich, die in Versmold für den Tierschutz arbeitet, hat just vier Winzlinge mit einem Kescher aus dem Graben vor ihrer Haustür gerettet. Ein Zeitgenosse, dem die Tiere zu Ferienbeginn möglicherweise lästig waren, hatte sie offensichtlich mit Absicht einfach auf der Straße abgesetzt. Ein fünftes, völlig verängstigtes Tier hat Beatrix Heidenreich nicht mehr einfangen können. »In der freien Natur haben die Zwergkaninchen doch gar keine Überlebenschance«, weiß die Tierfreundin, die fast 30 »Mümmelmännern« Unterschlupf bietet und dringend ein neues Zuhause für ihre »völlig verstörten« Neuzugänge und deren Artgenossen sucht.
Gleich sieben Zwergkaninchen sind vor kurzem an einer Weidehütte am »Schulten Damm« in Hörste ausgesetzt worden. Ein älterer Mann wollte die Tiere retten. Doch als er sie tags darauf für seine Enkel holen wollte, fand er nur noch frisch umgegrabene Erde - ein schlechtes Zeichen. Man schaute nach, entdeckte die sieben toten Tiere, fotografierte die Kadaver und verständigte Renate Kleiner, die seit zehn Jahren für den Tierschutzverein als Inspektorin arbeitet.
Zwei Jäger aus Hörste sollen die Zwergkaninchen erschlagen haben, angeblich, weil sie nicht in die Natur gehören und schon vom Fuchs »angefressen« worden seien. Einer der Jäger, die erst alles abgestritten haben sollen, soll Renate Kleiner gegenüber später im Gespräch die Tötung von drei Tieren zugegeben haben. Doch zu beweisen war natürlich nichts. »Da muss man jemanden schon auf frischer Tat ertappen«, meint die entsetzte Tierfreundin.
Am Laibachteich in Halle sind inzwischen die Anwohner selbst sehr aufmerksam. Dort haben vor kurzem offensichtlich Heranwachsende junge Enten gequält, die Küken in einen Sack gesteckt, ihnen grausam die Köpfe abgerissen. Polizei und Ordnungsamt haben sich mit dem Fall beschäftigt - und offenbar Erfolg erzielt. Renate Kleiner: »Seitdem ist da Ruhe.«

Artikel vom 09.07.2005