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»Den Teufelskreis durchbrechen«

Erwachsenenbildung bietet ein Anti-Gewalt-Training für Männer an

Kreis Lippe/Detmold (SZ). Wenn Männer ihre Partnerinnen schlagen, sind sie damit in den meisten Fällen selbst nicht glücklich. Natürlich gibt es Männer, die sagen: »Da ist doch nichts dabei.« »Aber sie sind die Ausnahme«, weiß Joachim Schmuck, Diplom-Sozialpädagoge der Lippischen Landeskirche, aus seiner Erfahrung im Bereich der Männerbildung und Beratung zu berichten.

Die Folgen der häuslichen Gewalt seien Vertrauensverlust in der Partnerschaft, Liebesentzug, Stigmatisierung als prügelnder Mann, Isolation und letztlich Einsamkeit. Aber wie soll man herauskommen aus dem Teufelskreis von aufgestauter Wut, Entladung, Versöhnung, Schuldgefühlen und der unweigerlich irgendwann folgenden nächsten Explosion?
Hilfe bietet demnächst das »Anti-Gewalt-Training für Männer im Nahbereich« an, ein Projekt der Männerarbeit der Evangelischen Erwachsenenbildung und des Vereins zur Förderung der Bewährungs- und Straffälligenhilfe. Unter der Schirmherrschaft von Landrat Friedel Heuwinkel ist dazu, auf Initiative der Gleichstellungsstelle, die Kooperation »Für Lippe gegen häusliche Gewalt« entstanden. Etwa 20 Mitglieder, darunter die Gleichstellungsstellen des Kreises Lippe und der Stadt Detmold, die Ärzteschaft und der Schulsozialdienst, werden ihr Handeln miteinander abstimmen, zugunsten aller Betroffenen.
Manche Teilnehmer kämen freiwillig zum Training, andere würden zukünftig sicherlich von Institutionen dazu aufgefordert werden. Joachim Schmuck, Leiter der Gruppen: »In einem Vorgespräch wird zunächst geklärt, ob der Interessent für das Training geeignet ist und ob es für ihn der richtige Weg ist. Bei einem positiven Ergebnis wird dann ein Vertrag geschlossen und ein Beitrag entrichtet. Wer Arbeitslosengeld II erhält, zahlt nur wenig, denn am Geld soll die Sache nicht scheitern.« Der Beitrag fängt jedoch nur einen Teil der Kosten ab. Das Projekt wird durch den Kreis Lippe gefördert und durch die Dr. Ritter Stiftung Detmold, die sich für die Förderung von Präventions- und Opferarbeit einsetzt.
Wie funktioniert das Anti-Gewalt-Training? In zehn wöchentlichen Terminen, jeweils am Montag in der Zeit von 18.30 bis 20 Uhr, soll in der Gruppe erarbeitet werden, welche alternativen Handlungsstrategien zur Gewalt bestehen. Die Teilnehmer sollen erkennen, dass Fäuste keine Lösung sind. Damit verringern sie die Gefahr, dass sie ihrer Partnerin und ihren Kindern erneut Leid zufügen und ersparen sich selbst viel Ärger mit der Polizei und Justiz.
Oft spüren Täter, dass sie, aus welchen Stresssituationen auch immer, nahe am Siedepunkt sind. Erfahrungsberichte anderer Gruppen haben gezeigt, dass Täter sehr wohl in der Lage sind, über professionelle Hilfe die Notbremse zu ziehen. Schmuck: »Viele Männer müssen erst einmal lernen, ihre eigenen Wünsche auszusprechen.« Sie lernen auch: Verantwortung für Gewalt tragen diejenigen, die sie ausüben. Regina Homeyer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Detmold: »Die Botschaft ist klar: Männer, wenn ihr schlagt, habt ihr ein Problem. Also holt euch Hilfe! In anderen Städten sind solche Hilfeangebote oft am Geld gescheitert. Wir sind stolz darauf, dass wir diese Hilfe jetzt in Lippe anbieten können.«
Veranstaltungsort für den Kursus ist der Landeskirchliche Dienst in der Wiesenstraße 5 in Detmold.
Interessierte können sich in der Brücke Lippe, Grabbestraße 7 in Detmold, %  0 52 31/30 00 47 bei Stefanie Zeuner vertraulich über das Angebot informieren und anmelden.

Artikel vom 09.07.2005