09.07.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kinder individuell fördern und fordern

Grundschule Loxten setzt auch im kommenden Schuljahr auf das »Förderband«-Konzept

Von Stefanie Hennigs
Versmold-Loxten (WB). Jedes Kind da abholen wo es steht,Êmit seinen Fähigkeiten, seinen Stärken und Schwächen - das ist im »normalen« Unterricht nicht immer einfach. Die Grundschule Loxten hat im vergangenen Schuljahr erstmals mit einem Förderkonzept gearbeitet, das starke wie schwache Schüler in Mathematik und Deutsch weiterbringen soll - und zwar jahrgangsübergreifend. Die Bilanz nach dem ersten Schuljahr mit dem »Förderband«: »Es läuft richtig gut,« sagt Schulleiterin Maren Bröker.

Wenn man 420 durch 10 teilt, was passiert dann? Daniel überlegt kurz. Dann hat er es: »Dabei verabschiedet sich die letzte Null!« So wie Daniel kommen in den zwei »Förderband«-Stunden pro Woche alle Kinder ins Rotieren: Der normale Klassenverband wird aufgelöst, jeder Lehrer schaut, welche Kinder in den Fächern Mathe und Deutsch noch Schwierigkeiten haben, noch zusätzlicher Förderung bedürfen und welche Kinder mit Aufgaben, die noch über das Unterrichtspensum hinaus gehen, gefordert werden können.
Eingeteilt in kleine Gruppen wiederholen die einen den Stoff, bei dem sie noch Schwierigkeiten haben -Êetwa beim Lösen von Sachaufgaben oder Dividieren mit 10. Die anderen haben die Möglichkeit, knifflige Knobelaufgaben zu lösen, die über den Unterrichtsstoff hinausgehen. »Diese Kinder würden sich sonst langweilen, wenn wir im Unterricht noch einmal den Stoff wiederholen würden, bei dem andere Kinder noch nicht so gut mitkommen.« Die Gruppen werden für die Förderband-Stunden ganz individuell zusammengestellt. »Zuletzt haben wir etwa bei der Mathe-Arbeit geschaut, wo es Probleme gab. Danach können die Kinder noch einmal das Multiplizieren und Dividieren mit 10 wiederholen, Sachaufgaben lösen. Wir fördern und fordern, wo es die Kinder brauchen und können so ganz konkret auf den Bedarf der Kinder eingehen.«
Das besondere an den Kleingruppen: Es wird jahrgangsübergreifend unterrichtet, sowohl in den Klassen 1/2 als auch 3/4. Melina - die bislang die dritte Klasse besucht hat -Êwar beispielsweise so weit in Mathe, dass sie schon am Förderband-Unterricht der Klasse 4 teilnehmen konnte. Mit den Älteren diese eine Stunde zusammen Unterricht zu haben - kein Problem für Melina. Schwierigkeiten bereitet eher die eine Knobelaufgabe, bei der selbst Lehrerin Karin Kleyer ins Grübeln kommt. »Was wir hier in der leistungsstarken Gruppe machen, geht über den normalen Unterrichtsstoff hinaus. Für die gesamte Klasse wäre das nichts. So können wir die leistungsstarken Kinder zusätzlich fördern.« Marisa und Sarah grübeln derweil über der letzten kniffeligen Aufgabe. »Wir sind ja eigentlich gut in Mathe. Aber das können wir auch nicht!« Dass die Gruppen in den beiden Deutsch- und Mathe-Förderband-Stunden -Êganz nach Themengebieten - ständig wechseln, sei kein Problem, sind sich die beiden Mädchen einig.
Das Kollegium um Schulleiterin Maren Bröker bewertet es nicht nur positiv, in diesen Förder- und Forderstunden dank der kleinen Gruppen individuell auf jeden Schüler eingehen zu können: »Vieles wird auch in Gruppenarbeit gemacht. Dabei lernen die Kinder, selbstständig zu arbeiten und anderen zu helfen«, betont die Schulleiterin. Auch die Eltern würden sehen, wie sinnvoll dieses Fördern und Fordern ist. »Denn die Kinder arbeiten selbstständig und kreativ.«
Nach den positiven Erfahrungen im zurückliegenden Schuljahr soll das Förderband im kommenden Schuljahr natürlich fortgesetzt werden. »Dabei möchten wir nach den Sommerferien den Einsatz neuer Medien noch stärker ausbauen«, kündigt die Schulleiterin an. Wegen der dünneren Personaldecke könnten jedoch statt acht nur noch sechs Lehrer im Förderband eingesetzt werden. Die Konsequenz: Die Gruppen werden größer. Das Förderband ist nur ein Teil des umfassenden Förderkonzepts der Grundschule Loxten, das das Kollegium erarbeitet hat. Ein Konzept, das nicht nicht statisch sei. »Es wird immer wieder fortgeschrieben. Unser Ziel ist nicht der Ausgleich der Unterschiede, sondern das Ausschöpfen der Lernmöglichkeiten jedes Kindes.«

Artikel vom 09.07.2005