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Schnelle Hilfe beim Herzinfarkt

Notärzte im Kreis Höxter können jetzt ein neues Medikament einsetzen

Von Jürgen Vahle (Text und Foto)
Warburg/Kreis Höxter (WB). Menschen , die in der Region einen Herzinfarkt erleiden, wird in Zukunft schneller wirksam geholfen. Der Kreis Höxter hat jetzt seine Notarztfahrzeuge in Warburg, Höxter, Steinheim, Bad Driburg und Brakel mit einem 12-Kanal-EKG-Gerät und einem Spezialmedikament, der so genannten prä-klinischen Lyse, ausgestattet.

Stechende Schmerzen in der Brust, Schweißausbrüche, Panikgefühl, Todesangst - das sind die Symptome eines Herzinfarkts. Ein Blutgerinnsel, ein so genannter Thrombus, verstopft die Blutversorgung zu einem Teil des Herzens. Jetzt zählt jede Minute. Und genau in diesem Moment kommt das neue Medikament zum Einsatz, das den Patienten mit einer Spritze verabreicht wird.
»Das Gerinnsel wird aufgelöst, das Herz wird wieder versorgt«, nennt Dr. Thomas Köhler, Kardiologe am Warburger St.-Petri-Hospital, die Vorzüge der präklinischen Lyse. Bislang wurde es den Herzinfarkt-Patienten erst im Krankenhaus verabreicht. Jetzt erfolgt die möglicherweise lebensrettende Hilfe wertvolle Minuten früher.
Eingesetzt werden darf das Medikament aber nur bei bestimmten Arten von Herzinfarkten. Um die festzustellen, kommt das neue 12-Kanal-EKG-Gerät zum Einsatz. Anhand der damit gewonnenen Patientenwerte entscheidet der Notarzt dann vor Ort, ob er das zwischen 800 und 1000 Euro teure Medikament verabreicht werden muss. Der Notfallmediziner überprüft zudem anhand einer Checkliste, ob der Einsatz medizinisch sinnvoll ist.
Diese Checkliste ist in den vergangenen Monaten in Zusammenarbeit zwischen den Ärzten der Akut-Krankenhäuser im Kreis Höxter, den Notarztbeauftragten und Dr. Ronald Woltering vom Kreis entwickelt worden. Dr. Michael Don, zuletzt Internist am Höxteraner St.-Ansgar-Krankenhaus und derzeit in der Städtischen Klinik Kassel tätig, stand in der Einführungsphase als Experte zur Verfügung. Er hat auch alle Notärzte des Kreises geschult.
Landrat Hubertus Backhaus lobte die neue Behandlungsform am Donnerstagabend bei der Präsentation in der Warburger Rettungswache als »gravierende Verbesserung für die Bevölkerung«. Gerade in einer so großen und dünn besiedelten Region wie dem Kreis Höxter sei es wichtig, Patienten schon vor Ort so gut wie möglich behandeln zu können. Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. »Wenn wir den ein oder anderen Herzinfarktpatienten retten können, hat sich die Investition gelohnt«, sagte Hubertus Backhaus. Neben den Kosten für die Spritze, die von den Kassen übernommen werden, hat der Kreis Höxter pro EKG-Gerät 12 000 Euro ausgegeben.
Verfügbar ist das Medikament in den Notarztwagen des Kreises Höxter seit wenigen Tagen, eingesetzt wurde es schon dreimal - einmal in Bad Driburg und zweimal im Warburg. Im St.-Petri-Hospital werden pro Jahr nach Einschätzung von Dr. Thomas Köhler zwischen 15 und 20 Patienten behandelt, für die die präklinische Lyse in Frage kommt. Ähnlich hoch liegen die Zahlen für das Höxteraner St.-Ansgar-Krankenhaus.

Artikel vom 11.07.2005