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Fronten beim Küchenbauer

Nobilia-Belegschaft fühlt sich getäuscht und bedrängt

Verl-Sürenheide (köh). In der Belegschaft des Verler Küchenriesen Nobilia rumort es kräftig. Sie fühlt sich von der Unternehmensführung unter Druck gesetzt. Der Grund: Die 850 gewerblichen Mitarbeiter sind aufgefordert worden, sich umgehend vertraglich zur 37,5 Stunden-Woche zu verpflichten.
»Mit solch einem Überfallkommando werden wir nicht leben«, bedauerte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh, Bundestagsabgeordneter Klaus Brandner (SPD), gestern nach einer Belegschaftsversammlung in Sürenheide das Vorgehen der Geschäftsführung. Diese drängt nach ihrem Austritt aus dem Arbeitgeberverband mit dem Hinweis auf Auftragsrückgänge und der Arbeitszeiterhöhung beim Konkurrenten Alno auf Mehrarbeit ohne zusätzliche Entlohnung bei Nobilia (wir berichteten). Unter diesem Eindruck hatte der Betriebsrat zugesagt, das Vorhaben des Unternehmens zu unterstützen.
»Seine Zusage hat der Betriebsrat jedoch davon abhängig gemacht, dass 90 Prozent der Belegschaft unterschreiben«, betonte Betriebsratsvorsitzender Georg Artelt. Er sei außerdem davon ausgegangen, dass mit der Unterzeichnung der Verträge noch bis nach dem Sommerurlaub Zeit sei.
Leider habe die Geschäftsführung aber sowohl gegenüber dem Betriebsrat wie auch bei der anschließenden Betriebsversammlung in der vorigen Woche mit falschen Informationen gearbeitet, bedauerte IG Metall-Sekretär Hans-Werner Heißmann-Gladow. Der Ergänzungsvertrag bei Alno beinhalte keinesfalls eine 40-Stunden-Woche, wie dies Geschäftsführer Dr. Günter Scheipermeier behauptet habe. Bei Alno gebe es für 2005 die Verpflichtung, 150 Stunden mehr zu arbeiten, in 2006 sollen es noch 100 Stunden sein, 2007 sowie 2008 noch 80 Stunden. Dafür gebe es eine Arbeitsplatzsicherung bis 2010. Die Lohnkürzung bei Alno in Höhe von vier Prozent sei bereits 2001 erfolgt. Ab 2005 zahle das Unternehmen dieses Geld mit 1,63 Prozent in Jahresraten zurück. Außerdem basiere der Ergänzungsvertrag bei Alno auf dem Baden-Württembergischen Tarifvertrag, der sich vom NRW-Vertrag unterscheide. »In Baden-Württemberg verdienen die Mitarbeiter etwa zehn Prozent mehr als bei Nobilia.«
Jetzt gelte es zunächst mit der Geschäftsführung von Nobilia zu sprechen, um den Knoten zu lösen, erklärte Brandner und betonte: »Wir sind absolut auseinander.« Die Einzelvereinbarungen bezeichnete Brandner als »rechtswidrig«.

Artikel vom 08.07.2005