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Schule wie vor 100 Jahren erlebt

Mädchen und Jungen des St. Marien-Kindergartens reisen in die Vergangenheit

Verl-Bornholte (fre). Zum Abschluss ihrer Kindergartenzeit und im Rahmen einer Projektphase zum Thema »Berufe« haben die 20 zukünftigen Schulkinder des St. Martin-Kindergartens in Bornholte-Bahnhof jetzt das historische Dorfschulmuseum Hövelriege besucht. Bei einer Unterrichtsdemonstration mit »Lehrer« Manfred Schneider erfuhren die Mädchen und Jungen, dass das Schulleben anno dazumal nicht immer ein Zuckerschlecken war.

Zumindest nicht im Unterricht nach der preußischen Schulordnung von 1872. Ganz diszipliniert muss man in seiner Schulbank sitzen und beide Hände artig auf den Tisch legen, während Lehrer Schneider - übrigens pensionierter Leiter der Kirchschule Hövelhof - stilecht in schwarzem Gehrock mit weißem Hemd und schwarzer Fliege Sachverhalte an der Schiefertafel erklärt. Und einfach in die Klasse rufen, das gibt's auch nicht: »Immer schön melden!«, mahnt der Pädagoge.
Kindergartenleiterin Andrea Diekhaus und Erzieherin Anneliese Kleinemeier hielten sich bei dem Probeunterricht bewusst im Hintergrund und beobachteten die Szenerie, während der (manchmal auch gespielt) strenge Lehrer am Harmonium mit den Kindern Lieder einübte, an der Landkarte geografische Gegebenheiten erklärte oder auch mal mit dem berüchtigten Rohrstock hantierte. All dies natürlich statt mit elektrischem Licht mit Petroleumleuchten und statt mit einer luxuriösen Erdgas- oder Ölheizung mit einem Kohlenofen.
Wie sich das Schulleben dagegen in einer modernen Grundschule abspielt, lernten die zukünftigen Schüler beim Besuch der Grundschule Bornholte-Bahnhof. Schnell wurde ihnen klar: Das hat mit überstrengen und verstaubten Lehrmethoden von anno dazumal nun wirklich nichts gemein.
Der Schul(museums)besuch war der Schlusspunkt der Projektwochen zum Thema »Berufe«, in denen sich die Kinder gemeinsam mit den Erzieherinnen Mechthild Helfberend und Christina Müller einen Reporter in den Kindergarten holten, eine eigene Reportage verfassten und abschließend eine Radiostation besuchten.
Zudem ging es in der Projektphase am Beispiel eines Schäfers und eines Müllers um »Berufe von früher«. Dazu besuchten die angehenden Grundschüler die Heidschnuckenstation in der Senne und luden sich einen »echten« Müller ein, der mit ihnen und mit den Erzieherinnen Kirstin Krähling und Verena Surmann aus Korn Mehl mahlte. »Viel gelernt« haben die Kinder während der Projektwochen - und das noch bevor sie nach den Sommerferien »in echt« die Schulbank drücken werden.

Artikel vom 08.07.2005