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Ein Kindergarten geht in die Luft

Segelflugverein spendiert Kindern, Eltern und Erzieherinnen einen Rundflug

Von Matthias Kleemann
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Ich muss unbedingt zuerst fliegen!« Carola Jürgenliemke ist fast aufgeregter, als ihre beiden Töchter Pia und Franka. Und dann klappt es tatsächlich: Sie sitzt in der zweiten Maschine die abhebt, und das auch noch neben dem Piloten, den die junge Mutter sich ausgeguckt hat.

So wie Carola Jürgenliemke durften gestern alle Eltern und Kinder sowie die Erzieherinnen des Kindergartens St. Elisabeth vom Flugplatz Windelsbleiche aus einmal für rund 20 Minuten in die Luft gehen. Zu verdanken haben sie das dem Segelflugverein Bielefeld und da insbesondere Gerd Hirschberg. Der hat bereits einen Verler Kindergarten in die Luft befördert. Kinder sollten früh Erfahrung mit dem Fliegen machen, meint Erkki Aaltonen, Vorsitzender des Vereins, denn das Fliegen vermittle ihnen ein neues Element. Wie die Aktion zustande kam, weiß keiner mehr so genau. Finanziert wird das Ganze über Sponsoren.
»Wir sind alle superglücklich«, sagt Kindergartenleiterin Gudula Hollenhorst. Mit einer Stärke von 50 Kindern und 50 Erwachsenen ist der Kindergarten am Vereinsheim des Segelflugvereins eingefallen. Schnell wird es ernst. Vereinsmitglied Volker Skrzypek führt die Passagierlisten und stellt die Flüge zusammen. Das muss aus Versicherungsgründen sein. Ein bis drei Passagiere passen in die einmotorigen Cessnas und Pipers sowie ein leuchtend gelbes Leichtflugzeug.
Die Maschinen sind zum Teil vom Luftsportverein Bielefeld-Gütersloh ausgeliehen. Die Piloten fliegen Non-Stop: Starten, Fliegen, Landen, neue Passagiere und dasselbe von vorn. Nur einmal muss eine 20-minütige Pause eingelegt werden, weil die Startbahn des Flugplatzes derzeit verlängert wird und Baufahrzeuge unterwegs sind.
»Ich hatte schon etwas weiche Knie«, gibt Carola Jürgenliemke nach dem Flug zu. »Man merkt jede Drehung, man ist hautnah dabei.« Begeistert sind natürlich auch die Kinder: »Es war super«, berichtet Leon Siek. Die Autos sehen aus wie Spielzeugautos, alles ist ganz klein.« Und natürlich hat der Pilot eine große Runde über Schloß Holte-Stukenbrock gedreht und Leon hat den Marktkauf erkannt.
Während die einen in der Luft sind, ist für die anderen Kaffeetrinken angesagt. Im Vereinsheim am Rande des Flugplatzes sind die Tische gedeckt und man kann sich in geselliger Runde von dem Erlebnis erholen oder noch drauf freuen. 16 Vereinsmitglieder kümmern sich um ihre großen und kleinen Gäste.
Rund um das Vereinsheim lädt ein Gelände zu Spielen ein. Sandkasten und Schaukel stehen bereit und das Gelände eignet sich hervorragend zum Toben. In drei Gruppen aufgeteilt, führt Dominik Gauser, Jugendsprecher des Vereins, die Gäste über den kleinen Flughafen, erläutert die Startbahnerweiterung und erklärt, wie man den Segelflugschein machen kann. Langeweile ist ein Fremdwort an diesem Nachmittag.
»Mich beeindruckt der Teamgedanke beim Segelflug«, sagt Gudula Gause. Gemeinsame Aktionen werden groß geschrieben. Auch etwas, was wichtig für Kinder ist. »Wer segelfliegen will, ist auf die Zusammenarbeit mit anderen angewiesen«, bestätigt Vorsitzender Erkki Aaltonen.

Artikel vom 09.07.2005