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Klassik trifft
moderne Musik

NWD: Neues Programm vorgestellt

Von Ruth Matthes
Herford (HK). Nach einer mit Auftritten in den USA und Mailand höchst erfolgreichen, aber auch anstrengenden Spielzeit wird die NWD-Philharmonie in der kommenden Saison eher bodenständig bleiben. Was nicht bedeutet, dass sie ganz auf Auftritte in berühmten Konzerthallen verzichten würde.

»Wie gewohnt liegt unser Hauptaugenmerk auf der Region«, erklärte Intendant Andreas Kuntze gestern bei der Vorstellung des neuen Programms. »Doch für den Marktwert des Orchesters ist es auch wichtig, Auftritte außerhalb Ostwestfalens vorweisen zu können.« Allen voran ist dies in der nächsten Spielzeit das Amsterdamer Concertgebouw, in dem die Philharmoniker bereits zum dritten Mal gastieren. Doch auch bei den begehrten nordrhein-westfälischen Spielstätten, der Kölner und Essener Philharmonie sowie dem Konzerthaus Dortmund, haben die Herforder mehr als ein Bein in der Tür. Insgesamt sind für 2005/2006 115 Konzerte angesetzt.
Die Spielzeit wird die letzte mit Toshiyuki Kamioka als Chefdirigent sein. Der Japaner will sich auf seine Aufgaben als Generalmusikdirektor in Wuppertal und Professor in Saarbrücken konzentrieren. »Seine Fans brauchen aber keine Angst zu haben: Ich habe ihn für die darauf folgende Spielzeit schon mehrfach verpflichtet«, versicherte Kuntze. Ein Nachfolger sei noch nicht gefunden. »Wir haben einige Kandidaten im Auge, doch wir übereilen nichts.« Eine Spielzeit ohne Chefdirigent sei auch kein Problem. Ausschlaggebend bei der Chef-Wahl sei der Wunsch des Orchesters, das eine gute künstlerische Synthese mit ihm eingehen müsse.
Als ein möglicher Kandidat gilt Andris Nelsons, der sich in der vorigen Spielzeit bestens mit dem Orchester verstanden habe und nun am 2. September das Eröffnungskonzert dirigiert. Das Programm - Beethoven, Dvorak und Schostakowitsch - gibt ihm die Möglichkeit in drei Epochen sein Können zu demonstrieren. Als Cellistin wirkt Sol Gabetta mit.
Weiter geht es am 23. September mit einem geistlichen Programm, das von Bach und Händel über Mozart bis zur Hindemith-Sinfonie »Mathis der Maler« reicht. NWD-Solo-Trompeter Andreas Adam gehört zu den Solisten. Sein Kollege Johannes Heckmair hat am 11. November Gelegenheit, sein Können bei Iberts Flötenkonzert zu beweisen. Außerdem auf dem Programm: Cesar Francks D-Moll-Sinfonie und eine Ouvertüre des Esten Veljo Tromis. Es dirigiert der ebenfalls aus Estland stammende Mihkel Kütson, 1. Kapellmeister der Oper Hannover.
Kamioka leitet das Dezemberkonzert, für das er sich die 9. Schubert-Sinfonie gewünscht hat. Dazu spielt der gefragte junge Russe Nikolaj Tokarew Chopins 2. Klavierkonzert. Ein gewaltiges Werk hat sich Kamioka für den 17. Februar vorgenommen: Bruckners 8. Sinfonie. Im Mittelpunkt des 3. »Chef-Konzertes« steht am 31. März Sibelius' 2. Sinfonie. Zuvor erklingt Dvoraks H-Moll-Konzert, interpretiert von dem jungen Cello-Star Christian Poltera. Bestens im Solisten-Geschäft sind auch Violinistin Isabel Faust und Cellist Jens-Peter Maintz, die am 5. Mai das Brahms-Konzert a-Moll vortragen. Außerdem zu hören: die selten gespielte hochromantische 1. Sinfonie von Zemlinsky.
Violinist Nicolas Koeckert, der auch mit Größen wie Colin Davis arbeitet, gastiert am 20. Januar mit Mozarts 4. Konzert in Herford. Damit kontrastiert der mexikanische Dirigent Carlos Prieto die Neunte von Schostakowitsch. Schumanns 2. Sinfonie stellt Fabio Bidini am 10. März Prokofjews 3. Klavierkonzert gegenüber. Am Pult steht der Scala-erprobte Daniel Klajner. Zum Abschluss der Saison hat sich Kuntze ein interessantes Kontrastprogramm ausgedacht: Er lässt Konzertarien und Sinfonien von Mozart und Henze in einem Konzert erklingen.

Artikel vom 07.07.2005