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Ein roter Faden für die Lösung von Konflikten

Vorstellung des Dorfentwicklungskonzeptes für Fiestel in der Grundschule Benkhausen


Von Felix Quebbemann
Fiestel (WB). Eineinhalb Jahre haben Fiesteler Bürger in Arbeitskreisen unter der Leitung des Mindener Landschaftsarchitekten Wolfgang Hanke und des Architekten Heino Heine aus Porta Westfalica über die Zukunft und die Entwicklung ihres Dorfes nachgedacht. Jetzt wurde in der Grundschule Benkhausen die Endfassung des Dorfentwicklungskonzeptes präsentiert, und etwa 50 Bürger waren gekommen, um sich die Vorschläge anzuhören. Unter der Leitung von Heiner Brockhagen, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, erläuterten die Architekten, wo es in Fiestel infrastrukturelles, ökologisches und landschaftliches Potenzial gebe.
Dabei war auch die Ellerburg ein Diskussionspunkt. Im Arbeitskreis hätten sich zwei Alternativen für das Gebäude ergeben, erklärte Hanke. Zum einen könne man aus der baufälligen Burg ein Amphitheater erstellen. Dafür müsse ein Rückbau auf die bausicheren Teile erfolgen. Das Amphitheater könne für vielseitige Veranstaltungen genutzt werden. »Das würde eine traumhafte Kulisse ergeben«, so Hanke. Die Variante zwei betitelte er als »inszenierten Verfall«. Diese Möglichkeit wurde im Arbeitskreis kontrovers diskutiert. Demnach könne um die Ellerburg eine Mauer mit Glaselementen entstehen, um so den allmählichen Verfall des Gebäudes zu dokumentieren.
Gesprochen wurde auch über den Platz mit dem Glockenturm. Dieser könne mit einer kleinen Mauer umgeben und Sitzgelegenheiten errichten werden. »So entsteht ein kleiner Dorfplatz, den es in Fiestel nicht gibt.«
Heine und Hanke betonten, dass das Dorfentwicklungskonzept nicht »eins zu eins« umgesetzt werden könne. »Es soll einen roten Faden für zukünftige Entwicklungen geben«. Hierfür haben sie anhand von Fragebögen, die an die Fiesteler verteilt wurden, und durch die Bildung von Arbeitskreisen den Willen der Fiesteler berücksichtigen wollen.
Kontrovers wurde jedoch die Zukunft der Siedlungsentwicklung und der Landwirtschaft diskutiert. Heiner Brockhagen stellte heraus, dass er für den Erhalt von Schule und Kindergarten natürlich notwendig sei, die Bevölkerung Fiestels konstant zu halten oder zu steigern. Daher wolle man Interessenten auch guten Wohnraum anbieten. »Wir müssen uns auf die Siedlungsentwicklung konzentrieren, um solche Einrichtungen zu halten.« Architekt Heino Heine ergänzte, dass die Mobilisierung der Bauplätze in den kommenden Jahren Priorität haben müsse. Es seien zwar noch asureichend viele Bauplätze vorhanden. Eine eventuelle Ausdehnung der Siedlungen und der Industrie könne jedoch zu Lasten der landwirtschaftlichen Fläche gehen. Diese Konflikte müssten offen diskutiert und gelöst werden. Und hierfür solle das Konzept eine Planungshilfe geben.
Sehr gut sei in Fiestel das Arbeitsplatzangebot mit 500 Arbeitsplätze bei 1000 Einwohnern. Heine erklärte zudem, dass die acht Hofstellen - zwei Vollerwerbs- und sechs Nebenerwerbsstellen -Ɗweitermachen und »sogar expandieren möchten«. Bemängelt wurden von den Architekten die fehlenden Fußwege. So könnten sie sich vorstellen, einen neuen Schulweg parallel zur Kanalstraße mit Querungshilfe über die Gestringer Straße entstehen zu lassen. Einen zu harten Übergang gebe es von Siedlungen zu Freiflächen. Dies solle mit entsprechender Begrünung behoben werden.
Einige Besucher der Veranstaltung bemängelten, dass der Bürgerwille bei dem Konzept nicht genügend berücksichtigt worden sei und sie nicht ausreichend über den Stand der Planungen informiert wurden. Dem entgegnete Brockhagen, dass in dem Konzept, was jederzeit im Rathaus einzusehen ist, sehr wohl alle gemachten Anregungen bedacht wurden. Zudem könne man bei weiteren Vorschlägen und Ideen wie schon zuvor jederzeit das Gespräch mit ihm suchen.
Die Kommunalpolitiker werden sich in den kommenden Wochen mit dem Dorfentwicklungskonzept beschäftigen. Heiner Brockhagen, Wolfgang Hanke und Heino Heine forderten die Anwesenden aber auf, in einem Arbeitskreis weiter an der Umsetzung von einzelnen Punkten des Konzeptes zu arbeiten, und es so »am Leben zu erhalten«.

Artikel vom 07.07.2005