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Schizophrener
wollte Vater töten

Bürener vom Landgericht verurteilt

Büren (abu). Besessen von der Idee, sein Vater habe sein Leben zerstört, hat ein 27-Jähriger seinen Vater brutal misshandelt und versucht, ihn zu töten. Tragisch an diesem Familiendrama ist, dass der Sohn unter Schizophrenie leidet und die Taten auch unter Einfluss dieser Krankheit verübte. Gestern musste er sich vor Gericht verantworten.
Bis zu seinem 21. Lebensjahr führte Bernd M. ein normales und unauffälliges Leben in Büren. Doch 1998 erfolgte das, was der Gutachter in der Verhandlung vor dem Paderborner Landgericht einen »Lebensknick« nannte. Der Angeklagte zog sich zurück, klagte über »Lärm im Kopf« und gedankliches Chaos - deutliche Symptome seiner schizophrenen Erkrankung. Bernd M.s seelisches Gleichgewicht geriet ins Wanken, die angestrebte Abnabelung vom Elternhaus misslang. Doch fehlt Bernd M. jede Einsicht darüber, krank zu sein. Statt dessen machte er seinen Vater für das Scheitern seines Lebensentwurfs verantwortlich.
Sein Hass gipfelte in den beiden zu verhandelnden Gewalttaten. Zwei Tage vor Weihnachten 2004 versetzte Bernd seinem Vater einen so heftigen Faustschlag, dass dieser die Kellertreppe herabstürzte. Der Sohn setzte ihm nach, schlug und trat den am Boden Liegenden. Laut Aussage des Gutachters fehlte Bernd M. hier noch der Mut, den Vater zu töten. In dieser Absicht aber näherte er sich nur drei Wochen später von hinten dem Vater, um diesem eine Flasche über den Kopf zu schlagen.
Das Eingreifen der Mutter hinderte den Sohn daran, den Vater zu töten. Sie rief die Polizei, die Bernd M. festnahm. Bereits 2001 hatte sich M. in psychiatrische Behandlung begeben, die Medikamente jedoch eigenmächtig abgesetzt, so dass seine psychische Erkrankung seit 2003 unbehandelt blieb. Der Vorsitzende Richter Bernd Emminghaus verurteilte Bernd M. zu einer Strafe von vier Jahren und sechs Monaten und ordnete die Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus an.

Artikel vom 06.07.2005