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Vater darf seinen
Sohn auszeichnen

Jörn Soetebier bester Tischler-Prüfling


Kreis Gütersloh (les). Seit vielen Jahren wird in der Tischlerinnung Gütersloh der beste Prüfling mit dem »Johann-Heinrich-Riesener-Preis« ausgezeichnet. Er wird dem Auszubildenden mit dem besten Prüfungsergebnis beim Gesellenstück in Verbindung mit der Arbeitsprobe zuerkannt.
Von 200 möglichen Punkten erreichte der junge Mann 194. In diesem Jahr wurde der begehrte Preis dem Steinhagener Jörn Soetebier, dem Sohn des neuen Obermeisters, verliehen, der zudem auch den theoretischen Teil mit sehr gut bestand. Um den zahlreichen Gästen, die an der Freisprechungsfeier der Tischler teilnahmen, den Gedenkpreis zu verdeutlichen, gab Soetebier eine kurze Zusammenfassung des Lebenslaufes von Johann Heinrich Riesener: Riesener wurde 1734 in Gladbeck als Sohn eines Stuhldrechslers geboren. Wie sein Vater wurde auch er Stuhltischler und ging als junger Geselle auf Wanderschaft. In Paris wurde er von dem Hofebenisten Jean Francois Oeben in die französische Möbelkunst eingeführt. Diese beherrschte Riesener schließlich so perfekt, dass er nach Oebens Tod die Werkstattleitung übernahm. 1774 berief ihn König Ludwig XVI zum Hofebenisten. Zehn Jahre lang hatte Riesener alle Möbel für den Königshof anzufertigen. Vollendete Form, erlesene Hölzer und Furniere, reiche Intarsien und vergoldete Bronzen zeichneten seine kostbaren Möbel aus. Riesener brachte es zu Wohlstand und hohem Ansehen. Mit der Revolution 1789 hörten plötzlich alle Staatsaufträge auf. Der Tischler lebte von da an still und zurückgezogen in Paris, wo er 1806 starb. Seine Möbel sind heute Glanzstücke in den großen Schlössern und Museen in aller Welt. Der schlichte Stuhlbauer aus Gladbeck gilt als der berühmteste Ebenist seiner Zeit.

Artikel vom 06.07.2005