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»AWO hat einen sozialen Auftrag«

LZ-Interview mit dem AWO-Stadtverbandvorstandsmitglied Gustav Roßocha

Löhne-Mennighüffen apk). Rund 250 Mitglieder der verschiedensten Altersgruppen hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Mennighüffen. Über ihre Anfänge, Aufgaben und Angebote sowie über die Pläne für die Zukunft der Ortsgruppe unterhielt sich die Löhner Zeitung mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Gustav Roßocha.

Wie lange gibt es die AWO schon, und welche Ziele hat sie sich gesetzt?Gustav Roßocha: Nach dem ersten Weltkrieg wurde die AWO gegründet, um mitzuhelfen, die schlimmen Folgen des Krieges zu lindern. In der Weltwirtschaftskrise während der Weimarer Republik waren bereits 135 000 Menschen in der Kindererholung, in der Altenbetreuung und Jugendhilfe, in Notstandsküchen, in Nähstuben und in Werkstätten für Behinderte ehrenamtlich für die AWO tätig. 1933 haben die Nazis die AWO sofort verboten. Nach 1945 hat sie sich dann neu gegründet und ist zu einem der größten Wohlfahrtsverbände in Deutschland geworden.

Wie lange sind Sie in der AWO tätig, und was waren Ihre Funktionen? Gustav Roßocha: Seit 1962 bin ich in der AWO tätig. In der ersten Sitzung hat man mich gleich zum Vorsitzenden in Mennighüffen gewählt. Im Laufe der Jahre habe ich in vielen Bereichen gearbeitet. In den achtziger Jahren wurde ich zum Stadtverbandsvorsitzenden in Löhne gewählt.

Und wer waren Ihre wichtigsten Mitarbeiter in Mennighüffen? Gustav Roßocha: Die Zahl der Mitarbeiter, besser Mithelfer, ist so groß, dass ich sie unmöglich alle aufzählen kann. Männer der ersten Stunde nach dem Zweiten Weltkrieg waren Heinrich Vette, Werner Deppe und Paul Grell. Ohne die vielen tatkräftigen Frauen ist die Arbeit der AWO außerdem nicht vorstellbar.

Was waren die wichtigsten Projekte der AWO in Mennighüffen nach dem Zweiten Weltkrieg?Gustav Roßocha: Es begann mit den Nähmaschinen, auf denen die Helferinnen vor allem für die Flüchtlinge nähten und flickten. Dann kamen die Altentagesstätten in Mennighüffen und in Ostscheid, die 28 Altenwohnungen an der Krellstraße und der Kindergarten in Ostscheid.

Welche regelmäßigen Angebote gibt es für Jung und Alt?Gustav Roßocha: In den Altentagesstätten finden zweimal wöchentlich Seniorentreffen statt. Hier finden ungezählte Menschen Herausforderungen, Anregungen und Entspannung, betreut von ehrenamtlichen und Helfern. Die Seniorenfahrten, ein- oder mehrtägig, finden großen Anklang. Der Jugendclub, die Skatrunde und die Schachgruppe ergänzen das Angebot für die Mennighüffener - um diese Bereiche kümmert sich übrigens der heutige Vorsitzende Rolf Kleinedöpke besonders.

Um was für ein Projekt handelt es sich bei dem Neubau in Ostscheid? Gustav Roßocha: Die Altenwohnungen in Ostscheid an der Krellstraße werden erweitert und ergänzt durch einen Neubau für 30 alte Menschen. Es wird hier von der AWO ein ganz neues Konzept der Altenbetreuung umgesetzt.

Inwiefern ist dieses Konzept anders?Gustav Roßocha: Es wird kein Altenpflegeheim herkömmlicher Art gebaut, sondern es entstehen drei Wohngemeinschaften mit je zehn Zimmern, die sich jeweils um einen größeren Wirtschafts- und Aufenthaltsraum gruppieren. Jeder, der dort wohnt, hat sein eigenes Zimmer mit circa 20 Quadratmetern und mit Nasszelle und WC. Alles ist behindertengerecht. Jede der drei Wohnungen wird von einer Hauswirtschafterin betreut, die für die Gruppe auch kocht. Hier sollen die Bewohner auch mithelfen, wenn sie es können und wollen. Das Haus bekommt auch eine Pflegestation, die rund um die Uhr besetzt ist.

Welche Kosten muss die AWO für dieses Haus veranschlagen?Gustav Roßocha: Es wird etwa 2,2 Millionen Euro kosten. Natürlich kann die AWO Mennighüffen ein solches Projekt nicht allein schultern. Es wurde eine gemeinnützige GmbH gegründet.

Wird die AWO in Mennighüffen auch in Zukunft aktiv bleiben? Gustav Roßocha: Davon gehe ich aus. Gerade in Zeiten, wo sich die sozialen Gegensätze durch die Globalisierung verschärfen, haben die Wohlfahrtsverbände und damit auch die AWO besondere Verpflichtungen, sich um die Benachteiligten zu kümmern. Auch das Älterwerden der Menschein bringt eine Fülle von zusätzlichen Problemen mit sich.

Können Sie die künftigen Aufgaben und ihr Ausmaß schon näher umschreiben?Gustav Roßocha: Ich glaube, wir können zurzeit den Umfang dieser Herausforderungen nur in Umrissen erkennen. Trotzdem bin sicher, dass wir auch in Zukunft erfolgreich mithelfen können, die Lebenssituation vieler Menschen zu erleichtern. Unsere rund 250 Mitglieder in Mennighüffen, da bin ich sicher, werden ihren Beitrag dazu leisten.
l Kontaktadresse: Rolf Kleinedöpke Grimminghauser Weg 14, % 0 57 32 / 7 16 28.

Artikel vom 09.07.2005