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Bachs Kompositionen
bewegen die Menschen

Reihe »Con spirito« in Westerenger fortgesetzt

Von Volker Zeiger (Text und Fotos)
Westerenger (EA). Mit stehender Ovation haben mehr als einhundert Besucher die herausragende Leistung eines hochkarätig besetzten Orchesters der Kammerphilharmonie Bielefeld belohnt. In der evangelischen Kirche in Westerenger spielte es unter dem Titel »Festlicher Barock« die Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach.
Phantastische Akustik und ein guter Kontakt zum Publikum locken hochkarätige Musiker nach Westerenger: Natalie Weisshaar, Imke Spittler, Nikolaus Vulpe, Manfred Rössel, Steffen Trantow (v. li.) und Carolin Nordmeyer (vorne am Spinett).
Auftakt der Veranstaltung am Samstagabend war mit Bachs Suite in h-moll und der beeindruckenden Ouvertüre, die mit dem folgenden Rondeau, der Sarabande, der Bourré und der abschließenden Badinerie den Ausführenden ein Höchstmaß an Konzentration abverlangte. Weil zwei Musiker verhindert waren, hatte Kapellmeisterin Carolin Nordmeyer das Orchester kurzfristig umbesetzen müssen und dadurch war eine kleine Programmänderung erforderlich geworden: Das Brandenburgische Konzert Nr. 4 fiel aus. Das schmälerte den Kunstgenuss aber nicht im geringsten.
Denn gleich nach dem Auftakt faszinierte die Pianistin Anna Skryleva mit einer kraftvollen Interpretation von Bachs »Ciaccona« am kircheneigenen Steinway-Flügel.
»Bach«, sagt sie später während der Pause, »spiele ich gerne, es kommt von Herzen«. Skryleva, die bereits zum zweiten Mal in Westerenger bei einem der »Con spirito«-Konzerte auftrat, gilt als sehr begabte Musikerin. Sie begann im Alter von fünf Jahren Klavier zu spielen, studierte am staatlichen Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau und danach an der Hochschule der Künste in Berlin. In Bielefeld war sie in der Saison 2003/2004 Solo-Repetitorin.
Ihr zweiter Auftritt in Westerenger kam nicht von ungefähr. So wie sie »von der angenehmen Atmosphäre in der Kirche und von dem so herzlichen Publikum« begeistert ist, so empfinden es auch die anderen Musiker. Das ließ sich aus den Gesprächen heraushören, die sie in der Pause und nach dem Konzert mit Besuchern führten. Kapellmeisterin Carolin Nordmeyer wusste aber schon vorher, dass der »festliche Barock« die Zuhörer mitreißen würde: »Bachs Kompositionen sind eine Musik, die jeden Menschen bewegt und vor allem viele Komponisten nach Bach beeinflusste«, erklärte sie.
Die Organisatoren der Konzertreihe »Con spirito«, Pfarrer Volker Schmidt und Soloposaunist Klaus Hansen, waren sich ebenso wie die Sponsoren Manfred Krämer (Bettenfabrik Schlafmond), Burkhard Wehmeyer (Druckerei), Thomas Wirkus (Campo Partyservice) einig: »Das außergewöhnliche Angebot hat sich etabliert«, sagte Hansen. Krämer: »Genauso habe ich mir das vorgestellt.« Kulturvereinsvorsitzender Christoph Ogawa-Müller wies auf die Tatsache hin, dass auch das Imagekonzept 2000+ als Geldgeber fungiere. Zuschüsse und Sponsoren brauche »Con spirito« weiterhin, sagte Schmidt. Nur damit könne der Eintrittspreis in einem erreichbaren Rahmen gehalten werden und das Angebot auf einem hohen Niveau bleiben.
Laut Hansen gehen den Machern die Themen für weitere Veranstaltungen nicht aus. »Alle wollen hier hin, ich habe einen dicken Stapel hervorragender Vorschläge, wir haben dadurch Substanz bis 2010«, kündigte der Philharmoniker gut gelaunt an.
Warum es die Musiker nach Westerenger ziehe, erklärt Hansen so: »Die Akustik ist phantastisch, der Kontakt mit dem Publikum ist gewünscht und man kann sogar ein bisschen experimentieren.« Experimente wird es vielleicht erst Ende nächsten Jahres mit flotteren, moderneren Tönen geben. »Con spirito« geht zunächst einmal am 17. September dieses Jahres mit einem Auftritt junger Musiker aus St. Petersburg weiter.

Artikel vom 05.07.2005