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Gratwanderung zwischen Gespür und Wissen

WDR-Redakteurin Antje Diekhans zu Gast im Verler Gymnasium - Unterschiede zwischen Sendern

Verl (db). »Wer von lhnen hört denn wöchentlich Eins Live?« Zur Antwort schnellten fast alle Hände des zum großen Teil jungen Publikums der Informationsveranstaltung im Gymnasium Verl nach oben. Doch woran liegt es, dass dieser Radiosender insbesondere junge Leute anspricht? Und worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen WDR 2 und Eins Live?
Zu diesem Thema stellte jetzt Antje Diekhans in der Reihe »Zu Gast im Gymnasium Verl« Unterschiede zwischen beiden Sendern vor, veranschaulichte die teilweise schwierige Entstehung von Nachrichten im Radio und gab einen ausführlichen Eindruck ihres Arbeitsalltages als Nachrichtenredakteurin beim WDR. Die ehemalige Schülerin des Gymnasiums Verl arbeitet seit drei Jahren im Nachrichtenbereich des Senders.
Und sie erzählte unter anderem von ihren aufregendsten Minuten in dieser Zeit, als sie ausschließlich mit der Nachricht »Der Papst ist tot« acht Minuten vor Sendebeginn ein komplett neues Nachrichtenprogramm auf die Beine stellen sollte. Doch sie meisterte die Herausforderung mit Bravour und gab zu: »Danach war ich fix und fertig.«
Aber wer entscheidet überhaupt über Wichtigkeit und Richtigkeit von Informationen der vielen Presseagenturen? »Dazu gibt es keine allgemeinen Regeln. Es ist eine Gratwanderung zwischen Gespür und Hintergrundwissen,« erklärte die Journalistin. »Natürlich informieren wir uns auch bei Korrespondenten oder anderen Agenturen. Das Auswerten der Quellen ist schließlich eine unserer Hauptaufgaben.«
Aber nicht nur das ist wesentlicher Bestandteil der Arbeit in einer Nachrichtenredaktion, auch das »Verständlich-Machen« von Informationen ist entscheidend. Dazu zählen die klassischen Sender des WDR als Hauptlieferanten neuer Nachrichten. Sie leisten nötige Vorarbeiten, um die verschiedenen Sender mit Informationen zu versorgen. »Sie bilden sozusagen das Gehirn des Radiowesens«, erklärte die Ex-Abiturientin aus Verl und fügte hinzu: »Die Nachrichten werden außerdem auf die verschiedenen Zielgruppen der einzelnen Hörfunksender zugeschnitten.«
Um den zahlreichen Zuschauern diesen Prozess zu veranschaulichen, nutzte Antje Diekhans mitgeschnittene O-Töne der Sender zu einem aktuellen politischen Thema. Dabei stellte sich heraus, dass insbesondere der Jugend-Sender Eins Live vorzugsweise Umgangssprache nutzt oder einzelne Politiker nicht benennt, damit wesentliche Informationen für die größtenteils jungen Hörer verständlich bleiben. Gleichzeitig aber liefert der Sender auch wichtige Hintergrundinformationen, die beim WDR 2 bereits vorausgesetzt werden.
»Relativ spät habe ich die Sparte Journalismus als Traumberuf in Anbetracht gezogen. Erst nach einem Radioprojekt an der Bielefelder Uni, hat mich das (Radio)-Fieber gepackt,« erzählt Antje Diekhans. Nach einem Praktikum bei einer Zeitung begann sie dann das Volontariat beim WDR und hatte Glück. Denn danach wurde ihr gleich eine Selle angeboten.

Artikel vom 04.07.2005