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Verwaltungswille steht gegen Bürgervotum

Ausbau der Röthenstraße: Anlieger favorisieren günstigere Lösung - Entscheidung vertagt


Von Stefanie Westing
Isenstedt (WB). Die Röthenstraße in Isenstedt muss erneuert werden. Die Verwaltung hat zwei Varianten ausgearbeitet. Der größte Teil der Anwohner favorisiert die finanziell günstigere, die Verwaltung hält die teurere Lösung für die einzig sinnvolle. Bürgervotum oder Verwaltungswille - was wiegt stärker? Diese Frage wollte der Ausschuss für Stadtentwicklung am Donnerstag (noch) nicht entscheiden und vertagte den Beschluss auf den 31. August. Wenn dann ein Beschluss gefasst wird, könnte frühestens im Oktober mit dem Bau begonnen werden.
Nach Kanalarbeiten sei es nicht ausreichend, die Straße nur neu zu decken, sagte Klaus Hagemeier, Vorstand der Stadtwerke Espelkamp, AöR: »Wir müssen auch die Verkehrssicherheit verbessern.« Denn: Viele Kinder nutzen die Straße als Schulweg.
Ausbau-Variante I sieht einen Angebotsstreifen auf der Südseite der Fahrbahn vor, der von Fußgängern als Gehweg und von Kindern bis sieben Jahren als Radweg benutzt werden könnte. Bei Variante II wird auf diesen Angebotsstreifen verzichtet, dann würde auf beiden Seiten der Straße Schotterrasen angebracht. Beide Varianten sehen auf der 810 Meter langen Straße mehrere Einengungen zur Verkehrsberuhigung vor. Außerdem wird die Straßenbeleuchtung erweitert.
Ein wichtiger Unterschied liegt in der Kostenfrage. Variante I würde etwa 368 000 Euro kosten, Variante II 325 000 Euro. Da die Straße derzeit als Hauptverkehrsstraße eingestuft wird, liegt die Beteiligung der Anwohner bei den Kosten für die Fahrbahn bei 30 Prozent, für den Gehweg bei 50 Prozent - dies entspricht bei Variante I etwa 2,30 Euro pro Quadratmeter, bei Variante II etwa 1,85 Euro. »Bei einer Grundstücksgröße von 1200 Quadratmetern liegt der Unterschied bei etwa 600 Euro«, sagte Hagemeier. »600 Euro für die Sicherheit«, ergänzte SPD-Fraktionsvorsitzender Reinhard Hülsmann. »Damit kommen wir noch lange nicht hin, denn es handelt sich um relativ große Grundstücke«, entgegnete CDU-Mann Martin Borchardt. Er erklärte sich für befangen, weil er selbst an der Röthenstraße wohnt.
Hagemeier betonte, die Verwaltung könne nur Variante I empfehlen. Auch die Kreispolizeibehörde sprach sich für diese Lösung aus. Laut Heinz Vahrenhorst (Die Unabhängigen) spare man damit am falschen Ende: »Jeder fordert doch immer die größtmögliche Sicherheit für Kinder.« Jürgen Siebeneicher (CDU) wandte ein, dass Politik in der Vergangenheit in der Regel den Bürgerwunsch berücksichtigt hätte - und die Anwohner hatten sich größtenteils nun einmal für Variante II ausgesprochen. »Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir solche Sicherheitsfragen in Zukunft regeln. Es geht hier nicht nur um die eine Straße. Aber ich frage mich, wie lange und wie stark der Bürger weiter belastet werden kann.«
Nach Einschätzung von Bürgermeister Heinrich Vieker sollten die Interessen der Stadt berücksichtigt werden - immerhin zahlt diese 70 Prozent der Kosten. Außerdem wandte er ein, dass die Straße nach Variante II unter Umständen nicht mehr als Hauptverkehrsstraße, sondern als Anwohnerstraße eingestuft wird. Und dann müsste der Anwohner mehr bezahlen, denn der Kostenanteil an der Fahrbahn läge dann auch bei 50 Prozent.

Artikel vom 02.07.2005