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Spanier tritt
für die SPD an

Mit 96 Prozent der Stimmen nominiert

Von Per Krüger (Text und Foto)
Bünde/Löhne (BZ). Wolfgang Spanier geht noch einmal für die SPD in den Bundestagswahlkampf. Er wurde am Donnerstagabend auf der Delegiertenversammlung in der Werretalhalle mit überwältigender Mehrheit zum Spitzenkandidaten im Wahlkreis Herford und Bad Oeynhausen gekürt.

187 von 194 Stimmberechtigten schenkten dem 62-Jährigen, der sich eigentlich schon auf ein Leben abseits der Politik eingestellt hatte, das Vertrauen. »Es ist nicht so, dass mich der Franz Müntefering auf Knien angefleht hat zu kandidieren. Ich mache hier auch nicht den Zählkandidaten für ein gutes Ergebnis. Ich trete an, weil ich noch politische Ziele habe und in Berlin die Möglichkeit besitze, hier und da etwas für die Menschen in dieser Region zu tun«, sagte Spanier unter dem Beifall der Delegierten aus den SPD Ortsvereinen.
40 Minuten lang schwor Spanier die Genossen auf den bevorstehenden Wahlkampf ein, sprach von Errungenschaften der rot-grünen Regierung, aber auch von Fehlern. »Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob Steuersenkungen in solch massiven Schritten richtig war. Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten«. Auch in puncto Vermögenssteuer bestehe noch gesetzlicher Nachholbedarf. »Wir müssen an diejenigen ran, die über große Einkommen verfügen und uns noch konsequenter um die wirklich sozial Schwachen kümmern«, forderte der 62-Jährige, der ebenso Selbstkritik hinsichtlich der Umsetzung der Agenda 2010 und von Hartz IV übte. »Es ist nicht deutlich geworden, wohin die Reise geht, und wir haben versäumt, die Menschen mitzunehmen, wenn es um so bedeutende Einschnitte geht.«
Auf der Habenseite der Bundesregierung verwies Wolfgang Spanier unter anderem auf die Bereiche Bildung und Forschung (»Wir sind bei Patentanmeldungen Spitze«), den Ausstieg aus der Atomenergie, die finanzielle Grundsicherung von alten und behinderten Menschen sowie das Nein zum Irak-Krieg.
Die Gründung des Linksbündnisses aus PDS und WASG kommentierte Spanier mit einem Zitat Bertolt Brechts: »Nur die dümmsten aller Kälber wählen ihre Schlächter selber.« Und an Oskar Lafontaine gerichtet: »Er muss aufpassen, dass er nicht abrutscht zu einem Haider mit rotem Anstrich.«

Artikel vom 02.07.2005