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Wilke verlässt FDP im Streit

Michael Böwingloh tritt Nachfolge von Manuth an

Verl (cr). In der Verler FDP rumort es gehörig. Johannes Wilke, vor wenigen Wochen noch Landtagskandidat der FDP, verlässt im Streit die Partei und die Ratsfraktion der Liberalen.

Bis dato war Wilke FDP-Mitglied im Verler Gemeinderat. Am Freitag hat er nun seinen Austritt aus der Partei und der Ratsfraktion erklärt. Behalten will er aber sein Mandat im Rat als parteiloses Mitglied. Der Kandidat der Europawahl 2004 und der Landtagswahl 2005 erklärte diesen Schritt mit den Differenzen im Rahmen des Parteitages am Donnerstagabend in der Altdeutschen Gaststätte. Konkret gab es einen heftigen Streit zwischen Vorstand und Wilke um Mandatsgelder, Beiträge und Wahlkampfunterstützung. So hatte Johannes Wilke in der Vergangenheit seine Mandatsgelder nicht an die FDP abgeführt, die Partei entzog ihm im Gegenzug die Unterstützung im Wahlkampf. Der Ex-Landtagskandidat wertete den damaligen Beschluss, ihn nicht zu unterstützen, als »parteischädigend«. Die Begründung dafür sei »an den Haaren herbeigezogen«.
Der Vorstand hatte die Nicht-Zahlung von Mandatsgeldern in die Parteikasse zum Anlass genommen, Wilke nicht mitzutragen. In einem Schreiben des Vorstandes hieß es damals: »Herr Wilke hat bisher keine Mandatsgelder abgeführt. Er möchte eine Sonderregelung, mit der ist der Vorstand nicht einverstanden. Alle Mandatsträger haben gegenüber der Partei eine moralische Pflicht zur Zahlung, da ohne die personelle und materielle Unterstützung der Partei der Mandatsträger sein Amt nicht erlangt hätte.« Deshalb hatte der Vorstand beschlossen, keine Wilke-Plakate aufzuhängen.
Wilke wiederum pocht in der Frage nach der Abtretung von Mandatsgeldern auf das Zahlungsmodell in Rheda-Wiedenbrück, wo eine andere Regelung herrscht als in Verl.
Differenzen gab es auch über das Stimmrecht beim Ortsparteitag. Der Vorstand schloss Wilke von der Wahl eines neuen Vorsitzenden aus, weil dieser seinen Beitrag nicht bezahlt haben soll. Wilke kündigte darauf an, die Vorstandswahl offiziell anzufechten. Nach Ende des Ortsparteitages gegen 21.30 Uhr fuhr er dann nach Hause und holte einen Kontoauszug, der die Zahlung des Beitrages am 21. Juni belegt.
Uneinigkeit herrschte weiterhin über die Frage der Bereitschaft Wilkes, im vergangenen Herbst das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. Der Vorstand erklärte, es habe eine mündliche Einverständniserklärung gegeben, Wilke bestritt dies.
Fraktionssprecher Peter-Georg Manuth nahm die Entscheidung Wilkes mit Bedauern zur Kenntnis. »Wir verlieren damit Sitz und Stimme unserer sachkundigen Bürger in den Ausschüssen.« Der Vorstand werde nun zu entscheiden haben, wie weiter vorgegangen werde. »Ob wir versuchen, eine Listenverbindung einzugehen, müssen wir beraten.«
Fast untergegangen ist in den Kontroversen die Wahl von Michael Böwingloh zum neuen Vorsitzenden der Verler Liberalen. Der 37-Jährige tritt die Nachfolge von Manuth an, der mit dem Ergebnis der Kommunalwahl bereits gesagt hatte, dass er seine ganze Kraft auf den Fraktionsvorsitz legen wolle. Im Namen des Kreisvorstandes dankte Dr. Barbara Flötotte dem scheidenden ersten Mann der Ortspartei. Manuth war fast 20 Jahre im Amt.

Artikel vom 02.07.2005