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Leben von
Flüchtlingen
auf der Spur

Ausstellung im Gymnasium

Verl (fre). Unter der Lichtkuppel des Gymnasiums Verl ist noch bis Mittwoch eine Ausstellung des Historisch-Literarischen Differenzierungskurses der Stufe 10 zu sehen. Die Schau widmet sich dem Leben von Amelie Eichendorff aus Berlin, die am 5. August 1883 geboren wurde und deren Spur sich ab 1935 verliert.

»Auslöser für die Beschäftigung mit dem Leben von Amelie Eichendorff war, dass ich auf dem Dachboden des Hauses meines Großvaters einen alten Reisekoffer gefunden habe«, blickt die Schülerin Eva Ritzenhoff auf die Anfänge dieses Projektes zurück.
In dem braunen Lederkoffer, den die Berliner Familie seinerzeit vergessen hatte, fanden sich besondere historische Dokumente wie handgeschriebene Briefe, ein Tagebuch und weitere Unterlagen von Amelie, »die wohl als Flüchtling in dem Haus meines Opas gelebt hat«, beschreibt Eva Erinnerungen ihres Großvaters.
Unter der Betreuung der Lehrerinnen Stefanie Blumenthal und Annette Schockenhoff machten sich Regina Bergen, Larissa Brunner, Katja Friesicke, Julia Hasheider, Nicola Krause, Lea Neitzel, Anne Poggenpohl, Wencke Schimmelpfennig, Laura Sinnerbrink und Carmen Teske dann ganz gespannt an die Arbeit: Zunächst wurden die Briefe teils handschriftlich, teils mit dem Computer abgeschrieben, »denn die Handschrift in Sütterlin war längst nicht mehr für jeden von uns lesbar«, erinnert sich der einzige männliche Kursteilnehmer, Robin Clasbrummel.
Weiterhin wurden zahlreiche alte Fotografien zugeordnet, aber auch Geldmünzen und -scheine aus den 30-er Jahren des vorigen Jahrhunderts, historische Landkarten und Schulbücher, eine alte Schreibmaschine, eine Nähmaschine, ein Butterfass oder auch historischer Schmuck sind in der Ausstellung zu sehen.
»Neben einem Zeitstrahl, der von der Geburt Amelies am 8. August 1883 bis ins Jahr 1935 reicht, als sich die Spur der Berlinerin verlor, und auf dem besondere Stationen ihres Lebens wie der Tod ihres Vaters 1893, die Heirat mit Johannes 1903, die Geburt ihrer Tochter Pauline 1905, die Geburt ihres Sohnes Günter 1908 oder auch der Tod ihres Ehemannes 1932 aufgeführt sind, beeindruckt besonders der Stammbaum«, meinen Eva Ritzenhoff und ihre Mitschüler.
Wobei das Wort Stammbaum durchaus wörtlich zu nehmen ist, denn neben einer grafischen Darstellung gibt es auch einen großen Baumzweig, an dem entsprechende Bilderrahmen mit den Namen von Familienangehörigen angebracht sind.
Schlussendlich bildet eine große Fotografie das Zentrum der Ausstellung, auf der Amelies Tochter Pauline, ihr Mann Johannes, Amelies Sohn Günter und Amelie selbst zu sehen sind.
Wer an dem Schicksal, an den Lebensumständen und am historischen Umfeld von Amelie Eichendorff und ihrer Familie interessiert ist, kann die Ausstellung noch bis zum kommenden Mittwoch während der Öffnungszeiten des Gymnasiums besuchen.

Artikel vom 02.07.2005