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»Man kommt sich vor wie
in einer Bananenrepublik«

Krankenhaus Rheda: Unterschriftensammlung - Gottesdienst


Rheda-Wiedenbrück (WB/dibo/skü/kop). Die Solidaritätsbekundungen ließen nicht lange auf sich warten: An diesem Samstag werden die Ratsfraktionen Unterstützungsunterschriften sammeln, mit denen die neue Landesregierung aufgefordert wird, die Schließung des Evangelischen Krankenhauses Rheda rückgängig zu machen. Zugleich soll sie auch das Verhalten der AOK und der von ihr vertretenen Krankenkassen untersuchen. Die Politiker rufen zudem alle Bürger auf, an einem Klage- und Solidaritätsgottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde teilzunehmen, der an diesem Samstag, 10 Uhr, auf dem Wochenmarkt Rheda gefeiert wird.
Das Pfarrteam sei »geschockt, wütend und traurig«, erklärte jetzt Pfarrer Rainer Moritz. Mit dem Gottesdienst wolle man Raum bieten für das, was die Menschen bewegt und ein Zeichen der Solidarität mit den Mitarbeitern setzen, so Pfarrer Ralf Fischer. Bürgermeister Bernd Jostkleigrewe will im Rahmen des Gottesdienstes über die neuesten Entwicklungen informieren.
Als »freie Bürger« von Rheda haben Lotte Tubel und Dirk Herbert am Donnerstag eine Demonstration gegen die Schließung des Evangelischen Krankenhauses Rheda von der Kreispolizeibehörde genehmigen lassen. Der Protestzug setzt sich am Montag, 4. Juli, um 17 Uhr am Evangelischen Krankenhaus in Bewegung und zieht dann zum Rathaus. Die Organisatoren rufen alle Bürger auf, sie zu begleiten und so ihrem Unmut über die Schließung des Krankenhauses Ausdruck zu verleihen. Von der Schließung direkt betroffen ist auch Lotte Tubel: »Wir haben uns im Krankenhaus mit der Parkinson-Gruppe dienstags zur Gymnastik getroffen - jetzt stehen auch wir auf der Straße.«
Eine spontane Protest- und Solidaritätsadresse erreichte die Rhedaer vom Betriebsrat des Haller Krankenhauses. Was in Rheda gelaufen sei, »ist eine unglaubliche Machtdemonstration«, die fassungslos mache, empörten sich Betriebsratsvorsitzende Erika Tubbesing-Vogt und ihr Stellvertreter Matthias Großekatthöfer. Krankenhaus-Verwaltungs-Chef Volker Schulz versicherte, dass zwei freie Stellen im Pflegebereich gekündigten Mitarbeitern in Rheda angeboten werden sollen. Über den ungeheuerlichen Vorgang in Rheda selbst zeigte sich Schulz »erschüttert«. Man komme sich vor wie in einer Bananenrepublik. Die Härte der Krankenkassen, wie sie in Rheda zum Ausdruck komme, kenne er aber schon.

Artikel vom 02.07.2005