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Genussvoller Aufenthalt im
Freien regt Phantasie an

Elisabeth Jong-Pilz las im Garten von Haus Kilver

Rödinghausen (öse). Der Garten, ein Prozess des ewigen Werdens und Vergehens, ein Dokument praller Vitalität und eine Farbpalette, bei der die Schattierungen von Bedeutung sind - oder gar ein Gleichnis für die Wahrheit? All das ist gewiss, das bekräftigte jetzt Elisabeth Jong-Pilz in einem ausdrucksstarken Vortrag, der an Aussagekraft und feiner Nuancierung kaum mehr zu überbieten war.

»Frauen und ihre Gärten«, solch ein Titel harmoniert hervorragend zu einer Umgebung, wo die Natur ihre eigene, unverfälschte Sprache spricht. Der Park von »Haus Kilver«, urwüchsig und ein prachtvolles Bild für jedes Auge, erwies sich als »Untergrund« für das lebendig-blumige Referat wie geschaffen. Unter anderem war es wohl dieser genussvolle Aufenthalt im Freien, der über 70 Mitglieder des Landfrauenverbandes Rödinghausen zum Erscheinen veranlasste.
Ein Paradies, der Garten Eden, Elysium der Griechen oder Avalon der Kelten - viele Superlative, denen sich solch ein schönes Fleckchen Erde getrost bedienen kann. Wer Kummer hat, für den ist der Rückzugsort Garten genau die richtige tröstliche Umgebung, wer mit sich selbst Zwiesprache halten will, kann sich dort wiederfinden.
»Die Natur selbst bringt vollendete Kunst heraus, die Arbeit im Garten hat ihren eigenen Adel und fördert die Kreativität des Menschen«, so Elisabeth Jong-Pilz, deren Lesungen oder Vorträge bei den Landfrauen schon so häufig auf fruchtbaren Boden stießen. Der Spiegel der eigenen Persönlichkeit kann ein Garten sein, symbolträchtig und auch voller Geheimnisse. Bei einer Gartentherapie handelt es sich um eine anerkannte Heilmethode.
In Europa sind es vor allem die Briten, deren Liebhaberei oder gar Passion es ist, ihren Garten zu hegen und zu pflegen. Deshalb waren es auch zwei britische Schriftstellerinnen, die im Zentrum der Lesung standen: Virgina Woolf und Vita Sackville-West, beide von all dem fasziniert, was sich um Blumen, Pflanzen oder Bäume drehte. »Sissinghurst«, wohl der bekannteste Garten Englands, entstand unter den hochbegabten Händen von Vita Sackville-West.
Beide Frauen, in den Zwanziger Jahren populär, verband mehr als Freundschaft - für manchen ein Grund, die Nase zu rümpfen. In den Texten von Virgina Woolf findet man häufig Beschreibungen, die den wunderschönen Farben der Blumen huldigen. Blattläuse auf Rosen vergleicht sie mit einer Beziehung, die schon mit »Dornen« durchzogen ist.
In der Pause wurde Elisabeth Jong-Pilz nicht müde, auf die Fragen ihrer Gäste einzugehen. Die Rödinghauser Landfrauen, das ist gewiss, freuen sich schon auf die nächste Begegnung mit ihr.

Artikel vom 02.07.2005