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Vater missbraucht
den eigenen Sohn

Täter zu fünf Jahren Haft verurteilt

Von Alexandra Burck
Altkreis Büren (WV). Zwei Brüder haben sich in einem Dorf bei Büren an drei Jungen im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren vergangen. Ein Kinderschänder missbrauchte sogar den eigenen Sohn und ließ auch den Bruder gewähren. Dafür erhielten die Brüder gestern am Landgericht Paderborn die Quittung: Sie müssen fünf Jahre ins Gefängnis.

Unter Tränen der Angehörigen der Opfer baten die angeklagten Brüder zu Beginn des Prozesses vor der Jugendschutzkammer um Vergebung und gestanden, dass sie sich an Leib und Seele der Jungen schwer schuldig gemacht hätten. Doch ändert diese Regung nichts an der Schwere der Schuld, die der 34-jährige Fernfahrer Martin L. und der 31-jährige Gelegenheitsarbeiter Franz L. (beide Namen geändert) auf sich luden, als sie sich am zehnjährigen Sohn von Martin und zwei weiteren zwölf- und elfjährigen Jungen vergingen. Richter Stefan Schäfer sprach von »erheblicher Intensität und Hässlichkeit« der Vergehen. Er verurteilte die Angeklagten zu jeweils fünf Jahren Haft und blieb damit sechs Monate unter der Forderung von Staatsanwalt Karl Oppenkamp.
Der ältere Bruder hatte spätestens im Dezember 2004 den Missbrauch am Sohn im eigenen Haus begonnen und dabei auch an den beiden weiteren Jungen sexuelle Handlungen vorgenommen. Seit Januar war sein jüngerer Bruder an den Handlungen beteiligt. Franz L. verfügt bereits über ein erhebliches Vorstrafenregister. Er verübte die Taten jeweils im Hafturlaub eines zur Bewährung ausgesetzten Diebstahldeliktes.
Am 12. März deckte die Lebensgefährtin von Martin L. und Mutter des Zehnjährigen den Missbrauch auf und verständigte die Polizei. Beide Angeklagten waren sofort geständig. Martin soll laut Angaben seines Verteidigers Andreas Carl bei der Festnahme geäußert haben: »Gott sei Dank, es ist vorbei«.
In ihren Plädoyers verwiesen Carl wie auch die Verteidigerin von Franz L., Arnhild Oelsmeier, auf eine extrem schwierige Kindheit ihrer Mandanten. Die Mutter war sechs Mal verheiratet, die Familie zog häufig um und lebte in größter Armut. Beide Brüder wurden von ihren Stiefvätern missbraucht, die aber dafür aber nicht zur Verantwortung gezogen wurden. Der jüngere Täter wuchs in mehreren Heimen auf: Er kennt nicht einmal die genaue Anzahl seiner zwölf bis 14 Geschwister.

Artikel vom 01.07.2005