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»Die machen das fabelhaft«

»Das Gespenst von Canterville« erntet viel Applaus und Heiterkeit

Schloß Holte-Stukenbrock (kl). Kennen Sie Friedrich-Wilhelm den Vollstrecker? Oder Martin den Wahnsinnigen? In der Aula der Realschule lösten diese Titel am Donnerstag Abend schallendes Gelächter aus. Ganz offensichtlich gab es gewollte Ähnlichkeiten mit lebenden Lehrerpersönlichkeiten bei den Namen für die Masken, die »Das Gespenst von Canterville« in einer Szene aus seiner Sammelkiste hervorholte.

Die Schüler der Theater AG hatten mit ihrer Einschätzung richtig gelegen: »Zum Schräglachen« war da so Einiges in der Aufführung vor einem vollbesetzten Auditorium. Ausgesprochen gut kam beispielsweise auch eine Szene an, in der Barny Schwarzenegger, Käufer des Schlosses von Canterville und amerikanischer Botschafter, den Butler eine US-Flagge hissen lässt, während die ganze Familie zur amerikanischen Hymne die Hand auf die Brust legt.
Dabei gab es im Vorfeld gar nicht so viel zu lachen. Noch auf den letzten Drücker mussten drei Neubesetzungen vorgenommen werden, weil Schülerinnen oder Schüler durch Krankheit ausgefallen waren. Daniela Hartmann und Claudia Brhel, die Leiterinnen der AG, kamen aus der Aufregung gar nicht mehr heraus.
Doch entschädigt wurde die Truppe bereits im Vorfeld durch den Besuch des Autoren. Matthias Weißert (72) aus Berlin, war auf Einladung der Theater AG angereist. Er berichtete den Jungen und Mädchen, dass er als Lehrer an Schulen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen jahrzehntelang Schultheater gemacht hat. Nach seiner Pensionierung habe er sich hingesetzt und all die Stücke, die er fürs Schultheater geschrieben oder umgearbeitet hatte, niedergeschrieben und veröffentlicht, damit sie auch an anderen Schulen gespielt werden können. Weißert sieht sich gern Inszenierungen seiner Stücke an, erst kürzlich war er in Dortmund, Bonn und Wuppertal, um dort Aufführungen beizuwohnen.
Für die Schloß Holte-Stukenbrocker Aufführung hatte er nur Lob. »Die Jungen und Mädchen machen das fabelhaft.« Auch mit den Kürzungen und Veränderungen seiner Stücke kann der Autor gut leben. Erstere waren notwendig, um die Doppelbesetzungen in den Griff zu bekommen. »Es ist wirklich eine sehr kleine Theater AG.« Letztere stellen eine Aktualisierung des Stücks dar - zum Beispiel die erwähnten Bezüge zu den Lehrern.
Weißerts Lob kann man sich nur anschließen. Fast alle jungen Schauspieler mussten mehrere Rollen meistern - allein das bewältigte Lernpensum für den Text ist bewundernswert. Es gab so gut wie keine Hänger, und alle elf agierten souverän auf der kleinen Bühne. Auch wenn man bei einer so tollen Gemeinschaftsleistung eigentlich niemanden hervorheben sollte, so muss hier doch Demokrat Ramadani in den Rollen des Butlers und des Gespenstes erwähnt werden. Allein zwei Stunden lang einen englischen Akzent durchzuhalten und das Ganze immer mit einem Augenzwinkern, das war schon gekonnt.
Wer jetzt Appetit bekommen hat: Am Sonntag um 15 Uhr wird die Aufführung noch einmal wiederholt. Und dann klappt sicher auch die Technik noch besser.

Artikel vom 02.07.2005