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Delikates aus
»alter Schule«

Landschaftsbilder von Carl Hummel

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WV). Ihr Gespür für bildnerische Delikatessen beweist die Paderborner Galerieleiterin Dr. Aandrea Wandschneider wieder mit der Werkschau über den Weimarer Landschaftsmaler Carl Hummel.

Mit idyllischen »Postkartenmotiven« von wildromantischen Berggegenden, schattigen Waldregionen und Sonnenuntergängen über der italienischen Campagna kann man wenig falsch machen. Und trotzdem gehört eine Menge Mut dazu, die Präsentation eines zu Lebzeiten gefragten, heute aber weitgehend vergessenen Malers vorzubereiten, der seit Jahrzehnten nicht mehr umfassend vorgestellt wurde und über den nicht einmal ein verlässliches Werkverzeichnis existiert.
Andrea Wandschneider wurde fündig vor allem bei Privatsammlern, da Hummel (1821-1907) gerade für adlige Auftraggeber malte. Ganze sieben Ölbilder konnte die Kuratorin in öffentlichen Museen ausfindig machen und als Leihgabe gewinnen. Dennoch ist eine stattliche Werkschau mit mehr als neunzig Arbeiten zustande gekommen. Mit Ölbildern, Aquarellen, Zeichnungen und Skizzen aus allen Schaffensperioden des Künstlers, der 1859 zum Professor an die Weimarer Zeichenschule berufen wurde, gelang schließlich eine repräsentative Werkauswahl, die heute Abend (19 Uhr) in der Reithalle eröffnet und noch bis zum 30. Oktober gezeigt wird.
Nicht mehr rechtzeitig fertig geworden ist der Katalog zur Ausstellung, den die Stadt Paderborn in Eigenregie in Angriff genommen hat. Auf ihn werden die Besucher allerdings nur etwa 14 Tage warten müssen und somit während der Laufzeit der Ausstellung noch hinreichend Gelegenheit haben, die erläuternden Texte der Kuratorin und zweier Sammler als wertvolle Handreichung für den Ausstellungsrundgang zu nutzen, der wieder kostenlos ist.
Mit der Sonderschau »Carl Hummel - Landschaftsmaler aus Weimar« lädt die Städtische Galerie die Kunstfreunde der Region zu einem Spaziergang durch die Welt der schulmäßigen Landschafts- und Naturmalerei des 19. Jahrhunderts ein. »Hummel malt keine Ideallandschaften«, verweist Wandschneider auf den eigenständigen Stil des Weimarer Kunstprofessors. »Darin unterscheidet er sich von den zu seiner Zeit vorherrschenden Deutschrömern. Hummel malt vor der Natur, ohne aber das jeweils Individuelle zu betonen.«
So entstehen bei Studienreisen nach Holland, Norwegen, Tirol und Rügen sowie später nach Italien und Korsika prächtige Naturkulissen auf Karton und Leinwand. Deutlich zu spüren ist das Bemühen des Künstlers um eine möglichst exakte Darstellung des zerklüfteten Gesteins, der hinab stürzenden Bergbäche und der mächtigen Bäume mit ihrer rissigen Rinde und den in vollem Laub stehenden Kronen. Darüber türmen sich drohende Wolkengebirge oder - wie in den Italienbildern - ein stimmungsvoller, intensiv leuchtender Abendhimmel. Kultur

Artikel vom 01.07.2005