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Starthilfe für
neue Bienenvölker

Umlarv-Aktion in der Belegstelle

Verl (mst). Ein ganz besonderes Ereignis stand jetzt für den Imkerverein Verl in der Belegstelle Holter Wald an: die hochsensible Umlarv-Aktion, die jedes Jahr mit großer Sorgfalt durchgeführt werden muss.

Bei der Umlarv-Aktion geht es darum, Zuchtstoffe von möglichst reinrassigen Königinnen für die Aufzucht neuer Königinnen zu gewinnen. Die neuen Königinnen, die fünf Jahre und älter werden können, schlüpfen in rund zwei Wochen. Sie werden dann in die auf der Belegstation vorhandenen Ein-Waben-Kästen gesetzt. Es entstehen neue Bienenvölker, die sich schnell entwickeln und beliebig oft geteilt werden können.
Besucher sind in der Belegstation gern gesehen. Sie erfahren dort alles über die Bienenzucht, die Gewinnung des Honigs und das sorgsame Betreuen der Bienenvölker. Derzeit tragen die Bienen ihre Honigernte ein, die regional zufrieden stellend ausfällt. Schon ab Mitte Juli bereiten sich die Völker auf die Winterzeit vor.
Die Arbeit an der Belegstelle begann 1940 zunächst unter der Federführung des Bundeszüchters Max Einig. Einig war ein persönlicher Freund des österreichischen Bundeszüchters Guido Sklenar, aus dessen Züchtungen der Stamm 47 hervorging. Diese Bienen gelten als besonders umweltfreundlich und fleißig. Einig führte sie ein und sorgte dafür, dass sie über die Belegstelle im hiesigen Raum eine starke Verbreitung fanden. Auch während des Krieges konnte die Arbeit aufrecht erhalten werden. »Sie lief auf Sparflamme, weil die meisten Imker andere Sorgen hatten als die Königinnenaufzucht«, so Ludger Stall, Leiter der Belegstelle. In den 50er Jahren erlebte die Imkerei einen neuen Boom, so dass 1956 beim Landesverband der Antrag gestellt wurde, als Reinzuchtbelegstelle anerkannt zu werden. Schon damals betrug die Zahl der angelieferten Jungköniginnen 500 bis 600 pro Jahr.
Zurzeit drücken die Verler Imker Nachwuchssorgen. »Junge Leute scheinen sich für diese unendlich wichtige Arbeit einfach nicht mehr zu interessieren«, bedauert Ludger Stall, der rund 1000 Jungköniginnen und sieben Vatervölker der Linie Carnica-Kirchhain aus dem Hessischen Zuchtinstitut betreut.
Und noch eins stimmt die Imker im Verler Raum nachdenklich. »Der Markt wird überschwemmt mit Billig-Honig«, so Konny Wagener. Der Honig der Imker verliere so immer weiter an Wert, obwohl er den höchsten Qualitäts- und Sauberkeitsansprüchen entspreche und eine wichtige Grundlage sei, um die Arbeit für den Naturschutz fortzusetzen.
Die Umlarv-Aktion ist nur eine von vielen im 65. Jahr des Bestehens der Belegstelle auf dem Hof Mühlengrund am Ölbach.

Artikel vom 01.07.2005