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Bürger »boxen« sich durch

Gestern Abend im Rat: Mobilfunkanlagen wurden nicht genehmigt

Marienfeld (jaf). Der Zuschauerandrang war gestern Abend in der Ratssitzung so groß wie die Tagesordnung. Und die meisten Bürger waren nur wegen der Mobilfunkanlagen (wir berichteten) da. Um es vorweg zu nehmen: Die geplanten Anlagen an der Paulusstraße 27, an der Lübecker Straße 3, am Wedekindring 6 und Wedekindring 1 wurden nicht genehmigt. Die Bürgerinitiative konnte sich also »durchboxen«.

Tief durchatmen konnten die Bürger, zumal die Zustimmung recht breit ausfiel: 27 Politiker stimmten dagegen und nur sechs mit »Ja«. Einig war man sich jedoch in dem Punkt, dass die Mobilfunkbetreiber ihre Pläne zum Endausbau offenlegen sollen. Im Klartext: »Hier ein Mast, da ein Mast - Wir wollen Kenntnis haben von allen Standorten, die noch in Planung sind. Wir wollen wissen, wo die Reise hingeht«, forderte Sozialdemokrat Gerd Schnell. Nur mit diesem Hintergrundwissen könne man die Anlagen bündeln.
»Die Bürgerinitiative hat uns genug Material geliefert, die Anlagen zu verhindern. Ihrem Dickkopf ist es zu verdanken, dass wir heute so diskutieren«, betonte CDU-Fraktionssprecher Heinz Bünnigmann, der damit die Bürgerinitiative Mobilfunk Marienfeld meinte. Bünnigmann hob auch hervor, dass die Mobilfunk-Betreiber die Politik hinters Licht geführt hätten. »Fakt ist, dass man vom Masten bei Meier-Westmeyer auch kein Funkloch hat«, griff der CDU-Mann auf die Informationen der Bürgerinitiative zurück.
Ganz anders sah das Andreas Faulhaber (Grüne): »Wir können nicht einige Anlagen genehmigen und andere nicht. Je weiter sich die Kundenzahlen erhöhen, desto mehr Antennen braucht man auch. Der Meier-Westmeyer-Masten ist kein Allheilmittel. Wir haben eine geringere Strahlung, wenn die Antennen direkt vor Ort angebracht werden«. Ralf Dräger (SPD) unterstützte dies: »Es ist doch logisch, dass die Strahlung höher ist, je weniger Masten es gibt. Und die wenigen strahlen dann besonders stark«. UWG-Sprecher Johannes Sieweke räumte ein, dass die technische Versorgung gewährleistet sein müsse. »Aber die Antennen sind eine städtebauliche Katastrophe. Daher sollte ein Masten von vielen Anbietern genutzt werden«, so Sieweke.
SPD-Mann Reinhard Hemkemeyer forderte, Vorranggebiete für Mobilfunkanlagen auszuweisen. »Rechtlich wäre das nicht abgesichert. Aber wir können mit den Betreibern entsprechende Konzepte entwickeln«, entgegnete Verwaltungsmann Markus Ehrlich.
Wie das WESTFALEN-BLATT bereits berichtete, hat die Marienfelder Bürgerinitiative Mobilfunk im Vorfeld massiv für ihre Ziele gekämpft. Neben einer Unterschriftenaktion sammelte Mark Schreiber etliche Urteile, in denen gegen die Errichtung von Mobilfunkantennen entschieden wurde. Gleichzeitig recherchierte er, dass e-plus über den Meier-Westmeyer-Masten an der Bundesstraße 513 ganz Marienfeld mobilfunk-technisch abdecken kann. »Somit muss dies auch für andere Anbieter wie O 2 möglich sein«, zitierte Mark Schreiber das Bundesamt für Strahlenschutz. Und all diese Argumente schienen der Rats-Mehrheit einzuleuchten.
Einzig und allein der Standort »Oester 56« wurde mit 28-Ja- und vier Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung so abgesegnet.
Was jetzt noch fehlt, ist eine Begründung der abgelehnten Standorte, die dann an den Kreis geht. Darum wird sich nun die Verwaltung kümmern. Die Bürgerinitiative hat dafür schon die Vorarbeit geleistet.

Artikel vom 01.07.2005