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»Grenzen werden überschritten«

Lange Sperren für Jugendfußballer

Von Sylvia Rasche
Sportkreis Höxter (WB). In eindringlichen Worten hatte Sportkreisvorsitzender Hermann-Josef Koch während des Senioren-Staffeltages den bedenklichen Umgangston im Sportkreis Höxter angemahnt (wir berichteten ausführlich). Hans-Hermann Fenske, Vorsitzender der Kreisjugendspruchkammer, sieht das ähnlich und nennt konkrete Beispiele aus der Arbeit der Kammer.
»Oft ist den Jugendlichen nicht bewusst, dass sie auch strafrechtlich belangt werden können«, erklärt Kreisjugendspruchkammer-Vorsitzender Hans-Hermann Fenske.
»Feste Grenzen werden oft überschritten. Außerdem mangelt es einigen Jugendspielern am nötigen Respekt gegenüber dem Schiedsrichter«, erklärt Fenske.
Die letzten sechs Wochen vor Saisonende tage seine Kreisjugendspruchkammer schon »traditionell« sehr häufig. »In diesem Jahr ist uns zudem aufgefallen, dass die Qualität des Fehlverhaltens ansteigt«, berichtet der Brakeler.
Waren in den vergangenen Jahren Foulspiele oder auch schon mal Schiedsrichter-Beleidigungen Gegenstand der Verhandlungen, gehe es jetzt bis hin zu Tätlichkeiten gegenüber den Schiedsrichtern. »Dieses Verhalten darf keine Schule machen. Die Schiedsrichter dürfen kein Freiwild werden«, appelliert Hans-Hermann Fenske an Spieler, Betreuer und Vereine. Zwar macht der Kammer-Chef auch deutlich, dass es sich in diesen Fällen um die »auffälligen Minderheiten« handle, man müsse aber nach den Ursachen solcher »Blackouts« suchen und auf die Jugendlichen einwirken. »Im Ruhrgebiet gibt es in einigen Kreisen Paten aus dem Verein, die sich um auffällige Jugendfußballer kümmern und schon Erfolge erzielt haben«, berichtet Hans-Hermann Fenske
Im gravierendsten Fall der Rückrunde im Sportkreis Höxter wurde ein A-Jugend-Akteur des SV Steinheim für sieben Monate gesperrt. Der Fußballer hatte im Meisterschaftsspiel beim SC Lauenförde den Schiedsrichter zu Boden getreten. Der Unparteiische brach die Partie daraufhin ab und strengte neben dem sportrechtlichen Verfahren auch eine Zivilklage gegen den Spieler an. »Einigen Jugendlichen ist es offenbar nicht klar, dass sie für ihr Fehlverhalten auf den Sportplätzen auch strafrechtlich belangt werden können. Beleidigungen oder gar Tätlichkeiten können zur Anzeige gebracht werden«, so der Kreisjugendspruchkammer-Chef im Gespräch mit dieser Zeitung.
In einem anderen Fall streckte ein Steinheimer A-Jugendlicher seinen Gegenspieler mit einem Kopfstoß nieder. Beim Pokalfinale der A-Junioren beleidigte und bedrohte ein Spieler des SV Höxter den Schiedsrichter. Dafür sieht die Satzung eine Mindestsperre von drei Monaten vor, die der Kreisstädter nun pausieren muss.
Bis Mitte August darf der A-Jugendtrainer des FC Nieheim seiner Tätigkeit nicht mehr nachgehen. Der Coach hatte im Meisterschaftsspiel gegen den SV Bredenborn beim Stand von 0:3 seine Jungs vom Platz geholt, um diese zu schützen, wie er später angab. Das Spiel musste abgebrochen werden.
Wiederholt waren zuletzt A-Junioren des SV Steinheim vor der Kammer. »Das ist für mich besonders unverständlich, da zahlreiche Spieler dieser Mannschaft selbst Schiedsrichter sind«, erklärt Hans-Hermann Fenske.

Artikel vom 29.06.2005