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»Herr der Immobilien« sagt ade

Nach fast 50 Jahren im Gütersloher Rathaus geht Dieter Paschke in den Ruhestand

Gütersloh (mdel). Im Gütersloher Rathaus ist Dieter Paschke der »Herr der Immobilien«. Wenn Grundstücke für die Errichtung von neuen Straßen gekauft oder Bauland an junge Familien veräußert werden, dann führt er mit seiner Mannschaft die Verhandlungen. Am Donnerstag räumt der Leiter des Fachbereichs Immobilienwirtschaft seinen Schreibtisch. Nach fast 50 Jahren im Dienst der Stadt Gütersloh geht Dieter Paschke in Rente.

Als der zukünftige Pensionär als Verwaltungslehrling bei der Stadt anfing, da stand auf dem Berliner Platz noch das alte Rathaus. Es war der 1. April 1956. »Damals«, erinnert er sich, »hatte die Stadt noch ein ganz anderes Erscheinungsbild. Zum Teil waren noch Krater von Bombeneinschlägen zu sehen.« 49 Jahre - Dieter Paschke ist der Mitarbeiter, der aktuell am längsten bei der Stadt beschäftigt ist.
Nach verschiedenen Stationen in der Verwaltung kam er am 1. November 1968 zur Immobilienwirtschaft. Die Leitung des Amtes übernahm er am 1. Januar 1976. Seitdem ist Dieter Paschke für die städtischen Gebäude (derzeit 450) sowie den An- und Verkauf von Grundstücken verantwortlich. Eine Herausforderung: Schließlich verzeichnete Gütersloh in den vergangenen 30 Jahren ein großes Bevölkerungswachstum. Bürger wollten mit Bauland und Betriebe mit ausreichend Gewerbeflächen versorgt werden. Außerdem musste die Infrastruktur angepasst werden. Neue Schulen und Kindergärten wurden gebaut.
Boom-Zeiten waren die 60er und 70er Jahre, wo unter anderem für die Erstellung der Friedrich- Ebert-Straße mehr als 50 Häuser abgerissen werden mussten oder die Verler Straße ausgebaut wurde. Noch heute ist Dieter Paschke froh, dass aus dem in den 80er Jahren geplanten vierspurigen Ausbau der Barkeystraße nichts wurde. »Dieses Projekt wurde Gott sei Dank gestoppt. Viele Häuser hätten für diese Straße weichen müssen«, erinnert sich der 64-Jährige.
Verhandlungen mit Grundstückseigentümern erfordern Sensibilität. Deshalb ist Dieter Paschke stolz darauf, dass es zum äußersten Mittel - der Enteignung - in seiner Dienstzeit fast nie kam. »Nach dem Eingriff in die Gesundheit ist der Eingriff ins Eigentum eines der weitreichendsten Dinge im Leben eines Menschen«, erklärt Paschke seine Philosophie. Ihm sei es deshalb auch immer wichtig gewesen, alle Verhandlungspartner gleich zu behandeln und um Vertrauen zu werben.
Für den Ruhestand hat sich Dieter Paschke bereits einiges vorgenommen. Er will Städtereisen unternehmen und Radfahren. Eine weitere Aufgabe wartet in der Kirche: Paschke ist Kirchenvorstand in der St. Pankratius-Gemeinde. Seine Aufgaben im städtischen Fachbereich Immobilienwirtschaft übernimmt Rainer Venhaus.

Artikel vom 29.06.2005