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Marienfeld macht mobil

Bürgerinitiative Mobilfunk legt zur Ratssitzung neue Fakten vor

Marienfeld (jaf). Mark Schreiber sitzt am Küchentisch und schaut auf ein spitzes Etwas, was von einem Hausdach am Wedekindring gen Himmel ragt. Er sitzt im Garten, und wieder fällt sein Blick auf eine Mobilfunkanlage. Die Sonne strahlt. Doch viel mehr Bedenken hat er, was die möglichen Strahlen des »Turms« betreffen. Und so wurde Mark Schreiber aktiv - zusammen mit vielen, vielen Mitstreitern. Fast das ganze Dorf weiß er hinter sich bei seinem Kampf gegen die Mobilfunkanlage am Wedekindring 1. Und auch die Werbegemeinschaft macht jetzt mobil. Aber der Reihe nach . . .

Zur Ratssitzung am Donnerstag legen Mark Schreiber und Hildegard Roters von der Bürgerinitiative Mobilfunk Marienfeld ganz neue Fakten vor, die sie während der jüngsten Bauausschusssitzung noch nicht in der Hand hatten. Anfang Juni fing der Marienfelder mit seiner Recherche an. Und tatsächlich: Schreiber konnte 35 Gerichtsurteile zusammentragen, die Mobilfunkanlagen nicht genehmigen - abgesegnet unter anderem vom Oberverwaltungsgericht Münster, vom hessischen und bayrischen Verwaltungsgerichtshof oder vom Oberlandesgericht Hamm. In diesen Urteilen stützt man sich unter anderem auf die Genehmigungspflicht, die Belästigungen, den »Anspruch auf Bewahrung der Gebietsart« oder auch die optische Wirkung. »Rechtlich, technisch und städtebauliche Gründe sprechen eindeutig gegen die Mobilfunkanlage im Wohngebiet«, sagt Marc Schreiber.
Er, der sich in kürzester Zeit in das Thema hineingefuchst hat und bereits einen prall gefüllten Ordner mit Gerichtsurteilen und Artikeln zu dem Thema zusammengetragen hat, schlägt statt dessen vor, die geplante O2-Anlage nicht am Wedekindring, sondern auf dem großen Masten an der Bundesstraße 513 (Meier-Westmeyer) zu verwirklichen. Auch hier hat sich der Marienfelder schlau gemacht: Laut e-plus, die den Masten an der Bundesstraße betreiben, ist eine flächendeckende Versorgung Marienfelds alleine durch diese Anlage möglich. »Der Betreiber hat uns schriftlich mitgeteilt, dass von diesem Standort aus die Versorgung mit GSM und UMTS schon heute für den ganzen Ort möglich ist. Selbst das von sämtlichen Betreibern berechnete Funkloch im Nordosten existiert nicht real«, hält Mark Schreiber das Schreiben von e-plus in den Händen. Wie ihm das Bundesamt für Strahlenschutz versicherte, muss das, was Anbieter A realisieren kann, für Anbieter B ebenso machbar sein. »Im Planungsausschuss hieß es aber, dass das UMTS-Funknetz laut Berechnungen nicht von den Alternativstandorten abgedeckt werden könne. Das ist schlichtweg falsch«, so Schreiber.
Die Anwohner des Wedekindrings gehen auf die Barrikaden, doch was sagt Christof Meier-Westmeyer dazu, wenn noch weitere Anlagen in unmittelbarer Nähe seines Hofgebäudes realisiert werden? »Der Mast ist ja nun eh da. Ob sich neben e-plus noch weitere Anbieter daran beteiligen oder nicht, ist uns eigentlich egal«, sagt die Familie Meier-Westmeyer im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT, die sich im Vorfeld intensiv mit dem Thema befasst hat. Und darüber sind Mark Schreiber, Hildegard Roters und all die anderen heilfroh - vor allem aus städtebaulicher Sicht.
»Der Vorstand der Marienfelder Werbegemeinschaft unterstützt diesen Vorstoß der Bürger. Uns überzeugt, was die Gruppe recherchiert hat. Es gibt also keinen Grund mehr, den Bau der Mobilfunkanlage am Wedekindring zu genehmigen. Wir setzen natürlich auf eine gütliche Einigung«, unterstreicht der Pressesprecher der Werbegemeinschaft, Klaus Weckenbrock. »Unserer Ansicht nach gibt es nach der neuen Sachlage keine Rechtfertigung mehr, die Genehmigung zu erteilen. Der Praxisbeweis, dass die Funknetzabdeckung auch von außerhalb erfolgen kann, ist erbracht. Wir hoffen nun, dass sich der Rat seines Auftrages bewusst ist und im Sinne des Bürgers handelt«, betont Mark Schreiber, der wie seine Mitstreiter gespannt auf das Votum des Rates am morgigen Donnerstag wartet.

Artikel vom 29.06.2005