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Globetrotter setzt auf Muskelkraft

Paderborner Wirtschafts-Dozent radelt von der Arktis bis nach Südafrika

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Während des Semesters steht Prof. Dr. Christoph Rohleder (36) am Vorlesungspult. In den Ferien aber sitzt der Paderborner Wirtschaftsdozent am liebsten auf dem Fahrradsattel.

Mit dem Verhältnis von Kosten und Nutzen kennt sich der Ökonomieprofessor aus. Und so nutzt er für sein schönes Hobby, die ganze Welt zu bereisen, das billigste Verkehrsmittel. Allein mit Muskelkraft hat Rohleder auf seiner ersten Mammut-Tour längs durch den gesamten amerikanischen Kontinent vor drei Jahren fast 18 000 Kilometer zurückgelegt. Jetzt nimmt er in drei Etappen die Strecke vom Nordkap durch den Nahen Osten und Afrika bis zum Kap Hoorn unter die Trekkingrad-Reifen. Im März hatte er es bis Tanzania geschafft, im nächsten Frühjahr folgt das letzte Teilstück.
»Eine Leidenschaft fürs Reisen habe ich immer schon gehabt«, erzählt der blonde, athletische Jungprofessor, der 1991 zum Studium nach Paderborn kam und hier sesshaft geworden ist, obwohl er mittlerweile an der Hochschule in Ludwigshafen tätig ist und so regelmäßig pendeln muss. »Mein soziales Umfeld liegt in Paderborn - hier habe ich meine Freunde und Bekannten, und nach 15 Jahren ist einem die Stadt schließlich auch ans Herz gewachsen.«
Nach einer ersten Rucksack-Tour zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln rund um die halbe Welt entschloss sich Rohleder im Jahr 2002 zu der Radtour von Alaska aus durch Amerika. »Eigentlich wollte ich nur bis Mexiko, aber die Fahrt klappte so reibungslos, dass sich noch Mittel- und Südamerika drangehängt habe.« So wurden aus drei schließlich siebeneinhalb Monate. Sein besonders robustes Trekking-Rad, das ihn etwa 2000 Euro kostete, hat ihn auf seinen bisherigen Touren nicht einmal im Stich gelassen. »Ein paar Plattfüße und eine gerissene Kette waren alles, was ich unterwegs an Pannen hatte«, so der unternehmungslustige Globetrotter.
Beim Reisegepäck muss sich der Junggeselle - »Mit Familie wäre das so sicher nicht möglich« - natürlich extrem bescheiden. Außer der notwendigsten Kleidung finden immerhin noch ein Minizelt und ein kleiner Gaskocher Platz in seinen Gepäcktaschen. »In zivilisierten Gegenden suche ich mir billige Pensionen oder Hotels.« Oder er wird von Eingeborenen in ihre Hütten eingeladen. So lebte Rohleder zum Beispiel im Amazonasgebiet einige Tage lang bei einem ansonsten menschenscheuen Pygmäenvolk. »Mit Englisch kommt man hier nicht weiter. Da hilft nur die Verständigung mit Händen und Füßen«, lacht Rohleder. »Aber ich habe immer das bekommen, was ich brauchte.«
(Großer Bericht folgt morgen im WV-Teil »Schönes Wochenende«).

Artikel vom 01.07.2005