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Südtrasse ist keine Alternative

A 33-Gutachten: 180 Interessierte gestern bei Infoabend in der Aula

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Eine wirkliche Alternative zur Konsens-, zur Nordtrasse der A 33, oder sogar eine Lösung für das von der Autobahn durchteilte Steinhagen ist die Südtrasse nicht. Zu diesem Ergebnis kommen jedenfalls die Gutachten, die die Planungsbehörde, der Landesbetrieb Straßen NRW, auf Wunsch der Gemeinde in Auftrag gegeben hatte. Gestern Abend wurden sie in der Aula des Schulzentrums vorgestellt.

Rund 180 Interessierte, unter ihnen zahlreiche Politiker, waren zum Infoabend gekommen. Sie hatten zunächst einmal reichlich nüchternes Datenmaterial zu verdauen, und für manchen stellte sich am Ende der Gutachterreferate die Frage, die Ulrich Düfelsiek auf den Punkt brachte: »Welche Trasse ist die beste zum Wohle der Bürger?« Er könne nicht begreifen, dass die Zerschneidung des Ortes, die Lärmbeeinträchtigung und der langfristige Wohnwert der Steinhagener Gebiete keine Rolle in den Erhebungen spiele. »Unsere Regeln und Kriterien sind klar definiert. Wir müssen sachliche Analysen aufstellen. Uns geht es nicht um Individualinteressen«, sagte Dipl.-Ing. Michael Ahn vom Büro Wolters & Partner in Coesfeld.
Er hatte die städtebaulichen Aspekte an den beiden Trassen, der K-Variante im Norden wie der Südtrasse, genauer unter die Lupe genommen: Die sogenannten Sach- und Kulturgüter in Funktionen wie Wohnen, Gewerbe und die historische Siedlungskultur waren bewertet worden - und hatten keine eindeutigen Vorteil der einen gegenüber der anderen Trasse gebracht. »Das hat mich auch etwas gewundert«, gab Ahn denn auch zu. Erst unter Einbeziehung weiterer städtebaulicher Faktoren - stärkstes Argument hier: die Gemeindeentwicklung, die ihre Schwerpunkte von der Trasse weg verlegte - kommt er zu dem Schluss, dass die Nord- Trasse für Steinhagen besser passe.
Eine deutlichere Sprache in den beiden anderen Gutachten - in puncto natürliche Umwelt und Verkehr unterliegt die Süd- der K-Trasse. Dipl.-Geog. Rainer Oligmüller und Dipl.-Ing. Nadine Jung vom Büro Landschaft & Siedlung in Recklinghausen legten rechnerische Größen (Grobfilter) an und verglichen die beiden Trassen dann (Mittelfilter) in puncto »Schutzgüter«: Arten- und Biotopschutz, landwirtschaftliches Ertragspotential, biotische Lebensräume, Wasser, Klima, Landschaftsbild und Erholung. Ergebnis: Die K-Trasse ist wegen ihrer Nähe zu bestehenden Siedlungen unter den meisten Kriterien die günstigere Variante. Auch im Hinblick auf aktuelle Planungsvorlagen (Landschaftspläne, FFH etc.).
Ein Ergebnis, das Jutta Ostermann-Lau (Bürgerallianz) sofort kritisierte. »Was kann man von einem Büro, das 1992 schon mit der Umweltverträglichkeitsstudie beauftragt war, anderes erwarten? Die Prämissen waren damals schon falsch, und das werden wir bei der Erörterung klar machen«, kündigte sie an.
Ein drittes Thema: die Verkehrsströme - prognostiziert auf das Jahr 2020. Dipl.-Ing. Christian Bansi von der HB Verkehrsconsult GmbH in Aachen legte jede Menge Zahlen vor. 10 500 Fahrzeuge weniger pro Tag auf der B 68 in Steinhagen, wenn die Nordtrasse gebaut wird (sie nimmt an dieser Stelle bis zu 41 500 Kfz auf), aber nur 15 000 Autos weniger auf der B 68 und 31 500 auf einer Süd-A 33. Nur der Nutzverkehr bleibt unbeeindruckt von der Trasse, nimmt die eine wie die andere.
Das Publikum hatte zahlreiche Fachfragen - nach den Wasserschutzgebieten ebenso wie nach der Basis der Verkehrsprognosen. Inwieweit ist der Mensch im Gegensatz zur Natur berücksichtigt? »Da gibt es keinen klaren Vorrang. Vorteile hätte die Südtrasse für den Menschen auch nicht«, so Chefplaner Ulrich Winhager: »Wir brauchen den vernünftigen Mittelweg zwischen natürlicher und bebauter Umwelt.« Lokales Halle/Weiterer Bericht folgt

Artikel vom 29.06.2005