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Gartenarbeit als Lebenselixier

Im Blumenbeet von Christa Fischbach schafft Natürlichkeit die Harmonie

Von Ulrich Schlottmann (Text und Fotos)
Warburg (WB). Der Vorgarten des Hauses Fischbach an der Hüffertstraße gibt bereits einen Vorgeschmack auf die Blütenpracht, die den Besucher hinter dem Gebäude erwartet: Blauer Rittersporn, rot blühende Rosen sowie Glockenblumen in blau und weiß laden dazu ein, ein kleines Gartenparadies zu entdecken.
An diesem Tisch, den Theo Fischbachs Großvater Christian Hartmann, ein Kunstschmied, um 1940 gebaut hat, fühlten sich schon Eltern und Großeltern wohl, wie ein altes Foto aus Christa Fischbachs Album zeigt.
»Ich liebe meinen Garten über alles«, betont Christa Fischbach. Eigentlich wäre diese Aussage, die die 69-Jährige mit erkennbarer Ehrlichkeit und ganz unpathetisch trifft, gar nicht erforderlich. So dient sie eher zur Unterstreichung dessen, was offensichtlich ist: Hier war jemand mit viel Liebe zur Natur und mit großem Verständnis für Harmonie am Werk. »Der Garten trägt die Handschrift meiner Frau«, sagte Theo Fischbach (73). Das ist allerdings mehr als eine Feststellung: Es ist ein Kompliment an die Ehefrau, die nicht nur im Haus, sondern auch im Garten für die Wohnlichkeit sorgt, die Männer nun einmal nicht herstellen können.
Rund 1000 Quadratmeter groß ist das Grundstück der Familie Fischbach zwischen alter und neuer Hüffertstraße. Neben einer großen, sehr gepflegten Rasenfläche, um die sich Theo Fischbach akribisch kümmert, ist ein 25 Meter langes und zwischen zehn und fünf Meter tiefes Blumenbeet das Prunkstück des Gartens.
Die Frage nach dem Gartenkonzept beantwortet Christa Fischbach mit einem leichten Kopfschütteln: »Nein, ein richtiges Konzept hatte ich bei der Gartenanlage nicht. Eine Idee vielleicht: Es sollte immer etwas blühen. Alles andere ist dann im Laufe der Jahre aus dem Gefühl heraus entstanden, also richtiggehend gewachsen«, erläutert die Warburgerin.
Das Blühen beginnt im ausklingenden Winter mit Schneeglöckchen und Krokussen in allen Farben. Aus Hunderten Zwiebeln sprießen dann Tulpen und Osterglocken. »Schon im April ist alles bunt«, freut sich Christa Fischbach berets im Winter auf das Erwachen des Gartens. Als nächstes erscheinen die Polsterstauden, die sich den gesamten geschwungenen Beetrand entlangziehen, blühend in der Gartenszenerie.
Und im Mai/Juni strebt das bunte Beet dann seinem Höhepunkt zu: Blaue Rittersporne sowie weiße und blaue Glockenblumen setzen neben gelb leuchtendem Goldfelberich und einer üppig blühenden, schon sehr alten roten Rose farbliche Akzente. Pfingstrosen in schönen Pastellfarben sind schon am Abblühen wie auch Fingerhut, Akelei und Feuerlilien, deren knallige Gelb- und Orangetöne etwas gewagt wirken - aber es »beißt« sich nichts. »So ist es in der Natur eben, alles fügt sich zusammen«, weiß die erfahrene Gärtnerin.
Neben Bartnelken mit ihrem lebendigen, in sich harmonischen Farbspiel sorgen Frauenmantel und Astilben, die ihr Pendant in einem majestätischen Waldgeißbart haben, für einen Ruhepol. Phlox, Sonnenhut, Margariten und dann im Spätsommer Herbstanemonen beschließen das Gartenjahr bei den Fischbachs.
Auf der Schattenseite des Gartens geht es ruhiger zu: Rhododendren und Azaleen sorgen mit ihrer lebhaften, aber leider sehr kurzen Blüte im Frühsommer auch dort für einen Farbtupfer.
»Im Sommer leben wir praktisch draußen«, sagt das Ehepaar, das sich auch sonst gern in der Natur aufhält. Drei Sitzplätze haben sie im Freien eingerichtet, um den Garten aus jeweils anderen Winkeln betrachten zu können. Der Anbau an das Haus mit seinen großen Fenstern erlaubt auch bei nicht so schönem Wetter einen Blick ins Freie.
Im Winter sind das eher sehnsüchtige Blicke, denn Christa Fischbach kann es nach eigener Aussage kaum abwarten, bis die Gartensaison und damit auch die Gartenarbeit beginnt. »Das ist für mich wie ein Lebenselixier«, betont sie. Immer wieder verändert sie etwas im Garten, setzt Stauden um oder pflanzt neue.
»Auch die Veränderung ist ja reizvoll«, sagt Theo Fischbach, der seiner Frau zwar das Gestalten überlässt, aber ansonsten tatkräftig mithilft, zum Beispiel beim Gießen der mit Geranien bepflanzten alten Steintröge, die ebenso zu den Gestaltungselementen zählen wie eine alte, bepflanzte Zinkbadewanne, neben der - wie zufällig - drei Gießkannen aus dem gleichen Material stehen.
Es ist ein Garten, in dem man gern verweilt - ein kleines Gartenparadies eben.

Artikel vom 29.06.2005