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Dringender
Bedarf liegt
nicht vor

Stelle für Schulsozialarbeit

Verl (ehl). Im Verler Schulzentrum wird vorerst keine Stelle für Sozialarbeit eingerichtet. Einen entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion hat der Schul- und Kulturausschuss am Montag auf Vorschlag der Verwaltung um ein Schuljahr zurückgestellt.

»Viele Kinder und Jugendliche wachsen heute in schwierigen Situationen heran, die Eltern sind oft überfordert«, begründete Hedwig Rottmann den SPD-Antrag. Schwierigkeiten der Schüler im familiären und sozialen Umfeld würden in der Schule zwar oft erkannt, doch Lehrer könnten »nicht zugleich guten Unterricht geben und all die Probleme lösen, die aus dem außerschulischen Bereich kommen«. Für viele Kommunen sei Schulsozialarbeit daher selbstverständlich, um konsequent an ersten Symptomen zu arbeiten und so kostenaufwändige Maßnahmen der Erziehungshilfe zu vermeiden.
Bewusst hatte die SPD mit ihrem Antrag nicht nur auf die Hauptschule, sondern das gesamte Schulzentrum abgezielt. Dieses Modell bedeute jedoch, dass die Gemeinde die Kosten allein tragen müsse, erläuterte Bürgermeister Paul Hermreck (etwa 50 000 Euro reine Personalkosten im Jahr). Denn vom Land gebe es Stellenzuweisungen für Sozialarbeit nur für Hauptschulen - bei gleichzeitiger Streichung einer Lehrerstelle. Genau aus diesem Grund habe die hiesige Hauptschule bislang keine Sozialarbeitsstelle beantragt.
Auch die beiden anderen Schulleiter stuften eine Lehrerstelle deutlich höher ein als eine Sozialarbeiterstelle, berichtete der Bürgermeister aus einer Gesprächsrunde. Zudem habe er dabei die Auskunft erhalten, »dass zwar hier und da Probleme auftauchen, ein akuter Handlungsbedarf aber zurzeit nicht vorliegt«. Und insbesondere in der Hauptschule gebe es ja auch schon eine ganze Reihe soziale Angebote, etwa in Zusammenarbeit mit der Jugendfreizeitstätte St. Anna, betonte Hermreck. Deren Mitarbeiter Frank Schwichtenhövel und Claudia Jung bieten wöchentlich vertrauliche Sprechstunden für Jungen und Mädchen an und stellen bei Bedarf Kontakt zu weiteren Anlaufstellen her. Diese Sprechstunden sind bislang noch nicht ausgelastet und sollen jetzt auf die Realschule und das Gymnasium ausgedehnt werden. Zum Ende des Schuljahrs 2005/2006 soll ein Erfahrungsbericht über das erweiterte Angebot vorgelegt und dann erneut beraten werden. Auch vor dem Hintergrund des Regierungswechsels und den damit verbundenen Veränderungen in der Schulpolitik in NRW mache es Sinn, noch abzuwarten, so der Bürgermeister.
Die CDU schloss sich der Auffassung der Verwaltung an und hielt der SPD vor, vorher nicht bei den Schulleitern den Bedarf ermittelt zu haben. »Wir haben uns sehr wohl bei Lehrern und Schülern informiert«, verteidigte Hedwig Rottmann den Antrag.

Artikel vom 29.06.2005