29.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kinder singen und tanzen mit Jona

Gemeinsames Singspiel von Behinderten und Grundschülern auf dem Wittekindshof

Bad Oeynhausen-Volmerdingsen (AM). Es ist schon etwas besonderes, wenn 70 Kinder eine Stunde lang mit vielen gemeinsamen Liedern und Soloeinlagen die Geschichte des Propheten Jona aus dem Alten Testament lebendig werden lassen. Bei der Premiere des Singspiels in der Kapelle der Diakonischen Stiftung Wittekindshof waren darüber hinaus auch noch 25 Tänzer und 15 Mitglieder der Wittekindshofer Schwarzlicht-AG auf der Bühne zu sehen.

Die mehr als 100 Kinder und Erwachsenen mit und ohne Behinderungen haben gemeinsam mit viel Einfühlungsvermögen und Phantasie das Publikum in die Welt des Propheten Jona entführt. Im Chor waren alle Kinder verkleidet und brachten so schon durch ihr Aussehen zum Ausdruck, dass Jona in der arabischen Welt gelebt hatte.
Die Geschichte von Jona erzählte Pfarrerin Antje Kastens, während die Mitglieder der Wittekindshofer Schwarzlicht-AG das Geschehen auf der Bühne sichtbar werden ließen. Zauberhafte Szene entstanden auf der vollständig schwarzen Bühne durch das Schwarzlicht, das alle weißen und fluoreszierende Farben zum Leuchten brachte. Das Publikum sah in bunten Farben die Silhouette der Stadt Ninive und wurde Zeuge, als ein riesiger Fisch den Propheten Jona verschlang und ihn so vor dem Ertrinken rettete.
Mit viel schauspielerischem Können überzeugte Martin Ritter, der auf dem Wittekindshof lebt, in der Rolle als Prophet. Einsam und verlassen war er in dem Bauch des Fisches und dachte zurück an seinen fast aussichtslosen Kampf im Meer. Kurz zuvor hatte das Publikum in einem Schattenspiel miterlebt, dass der Prophet bei stürmischer See über Bord geworfen wurde, weil die Mannschaft keinen anderen Rat mehr wusste, sich aus der Todesgefahr des Unwetters zu befreien.
Passend zu dem Lied »Wellen, so hoch wie ein Haus, da kommt keiner mehr raus« hatte die Tanz-AG mit blauen Tüchern und Bändern riesige Wellen auf der Bühne entstehen lassen. Auch an anderen Stellen haben die jungen Tänzer mit viel Phantasie die Aussage der Lieder unterstrichen und in Bewegungen umgesetzt. Mal schritten sie mit forschem Schritt über die Bühne, dann bauten sie mit akrobatischem Geschick einen Menschenturm, drückten ihre Freude in temperamentvollen Tänzen aus.
»Die Kinder haben viele eigene Ideen entwickelt und haben sich das eine oder andere bei den Schülern der vierten Klassen abgeguckt«, berichtete Marlies Schmale, die die Tanz-AG der dritten Klassen leitet. Auch in der Schwarzlicht-AG war Phantasie gefragt. Unter der Leitung von Karin Poad aus dem Freizeitwerk haben die Frauen und Männer, die aufgrund ihrer Behinderung im Wittekindshof leben, nicht nur die Spielszenen geübt, sondern auch alle Kulissen und Requisiten entwickelt, gebaut und mit fluoreszierenden Farben bemalt.
Die ersten Absprachen zwischen Chorleiterin Petra Ellemund, Marlies Schmale und Karin Poad für das integrative Projekt hatten im Januar stattgefunden. Die Kinder haben seit Ostern die Lieder und Tänze geübt. »Uns ist das Miteinander der Frauen und Männer mit Behinderungen sowie der Kinder sehr wichtig«, betonte Karin Poad. »Sie haben sich bei den Proben kennen gelernt, und wir haben die Schüler zu uns in den Wittekindshof eingeladen. Hier haben sie durch einen Film und vor allem durch eine Rallye einen Einblick in das Leben der Diakonischen Stiftung erhalten.«

Artikel vom 29.06.2005