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Alkohol: Brockhagener
Jugendliche gefährdet

Treff abgebaut - hauptamtlicher Mitarbeiter gefordert

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen-Brockhagen (WB). Es steht nun fest: Die alte Kajüte am Sportplatz wird nach Demolierungen (wir berichteten Samstag) abgebaut - das Ende der kurzen Ära des Brockhagener Jugend-Treffs. Und damit rückt (wieder) ein Problem in den Blick der Öffentlichkeit, dem Kurt Kükenshöner und Hans Werner Brinkkötter mit dem Treff zu begegnen gehofft hatten: Im Ortsteil sind etliche Heranwachsende durch Alkohol und Drogen stark gefährdet.
Ehrenamtlich für die Jugend tätig: Kurt Kükenshöner (li.) und Hans Werner Brinkkötter. Foto: Annemarie Bluhm-Weinhold
Die beiden Männer, die sich seit Jahren ehrenamtlich für Brockhagens Jugend und gemeinsam mit Peter Fliescher für die Einrichtung des Treffpunkts stark gemacht hatten, berichten im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT über die Situation im Ort. Gerade erst am vergangenen Wochenende ist es wieder zu Alkohol-Exzessen gekommen - und zwar, und das ist besonders erschreckend, unter den Augen der Öffentlichkeit. Ein Szenario, das keineswegs neu ist, das sich in der Vergangenheit leider bereits häufiger ereignete. »Aus lauter Langeweile haben sich eine ganze Reihe von Jugendlichen, elf bis 15 Jahre alt, mitten im Dorf, an der Kirche und im Buswartehäuschen, hingesetzt und sich sinnlos betrunken«, schildert Kurt Kükenshöner die jüngsten Ereignisse. Der Pfarrer i.R., der von 1969 bis 1980 selbst als Jugendreferent in Brockhagen tätig war, hat mit der Gruppe das Gespräch gesucht. Und stieß dabei keineswegs auf taube Ohren. »Sein Wort hat Gewicht bei den Jugendlichen«, weiß Mitstreiter Brinkkötter. Dass allgemein wenig Notiz genommen wird von dem Verhalten der Teenager, das weiß er auch: Viele Leute wüssten nicht, wie sie mit einer solchen Situation umgehen sollten.
Aus allen sozialen Schichten und allen Schulformen kämen die Jugendlichen, die sich an der Kirchenkreuzung versammelten, sagen die beiden Männer. »Es fehlt halt die Perspektive. Brockhagen hat weder Bolzplatz noch Jugendzentrum, keinen Rahmen, in dem sie sich beschäftigen können«, sieht Brinkkötter vor allem die Kirchengemeinde stärker in der Pflicht. Zwar sei der Offene Treff im Gemeindehaus eingegangen, ein Jugendkeller aber von den Jugendlichen gewünscht, berichtet Kükenshöner. Er fordert die Einstellung eines hauptamtlichen Mitarbeiters. Seit drei Jahren ist er bereits im Gespräch mit dem Superintendenten, nun hofft er, dass die Stelle, die zum Herbst auf Kirchenkreisebene geschaffen und - neben Koordinierungsaufgaben dort - an eine Gemeinde gebunden ist, Brockhagen zugeordnet wird. Auch die kommunale Gemeinde stehe noch im Wort: »Es muss dringend etwas passieren, sonst haben wir hier mal ein ganz großes Problem.«
Das Schiffsführerhäuschen war ein Anfang: Die Jugendlichen seien auf gutem Weg gewesen, ihre Freizeit konstruktiv zu gestalten, so Kükenshöner. »Es fehlte dann der kontinuierliche Ansprechpartner, wir können ja nicht immer vor Ort sein. Und dann die Zerstörungen durch erwachsene Randalierer von auswärts . . .«, bedauert er das Scheitern des Projekts. Denn der Alkohol ist noch nicht alles: Das Problem des Schnüffelns mittels Spraydosen (wir berichteten bereits im Januar) und möglicherweise auch härtere Drogen werde zwar totgeschwiegen, so Kükenshöner, bestehe aber immer noch.

Artikel vom 28.06.2005